In den vergangenen Wochen waren die Medien geprägt vom Bild des Papstes: zuerst vom sterbenden, dann vom neuen Papst. Hohe Einschaltquoten schienen zu signalisieren: Kirche, Religion und Glaube sind wieder „in“. Zum Weltjugendtag werden mehrere hunderdtausend - meist junge - Menschen erwartet. Ein Zeichen für „Alles-wird-wieder gut“?
Ich bin da skeptisch und erinnere mich an das naive Gespräch zweier kleiner Mädchen. Meint die eine: "Der Papst ist gegen die Antibaby-Pille.“ Fragt die andere: "Was ist Papst?" Damit will ich sagen: von Papst, Kirche, Religion mögen sie gehört bzw. gesehen haben. Aber sind auch die damit verbundenen Lebensinhalte bei ihnen „angekommen“?
Zwar behaupten viele: "Wie ich lebe, das geht keinen etwas an!" Dass aber dennoch Menschen nach Orientierung suchen - auch in der Kirche, auch in den Religionen - davon bin ich überzeugt. Was nützt es allerdings, wenn diejenigen, an die sie sich wenden wollen, „weit weg“ sind, sozusagen „auf einem anderen Stern“ leben? „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.“ (Joh 21,15ff) Das Wort Jesu an Simon Petrus heißt nicht: Sag ihnen, was sie zu tun haben, und dann zieh dich auf die Parkbank zurück, um die nächsten Anordnungen vorbereiten zu können. Petrus, seine Nachfolger und alle Obrigkeiten, die im Namen von Religion auf Menschen zugehen, müssen nahe bei den Menschen sein, damit sie gegenseitig ihre Stimmen hören können. Die gegenseitige Nähe von oben und unten, das wirkliche „Aufeinander-Hören“ scheint mir weithin abhanden gekommen zu sein. Wenn Religion eine Liebesgeschichte zwischen Gott – welche Gestalt der auch immer haben mag – und Mensch begründen soll, dann reicht es nicht, im „Papamobil“ durch die Menge zu fahren, um Nähe zu signalisieren. „Aussteigen“, „der Zug endet hier“ – heißt es auf manchen Bahnhöfen. Wer wirklich ankommen will, muss zu Fuß weiter und das Bad in der Menge nehmen. Das gilt in besonderem Maße für die Kirche, für alle Kirchen. Wir erleben, wie kritisch die meisten Menschen ihnen gegenüber stehen. Oft haben sie allen Grund zu der Annahme, dass Liebe und gegenseitiges Verstehen, das in ihnen verkündet wird, von ihnen selbst nicht gelebt wird. Und dann wird die Frage schon berechtigt: „Warum bleibe ich noch in dieser Kirche?“ Noch haben viele den Traum nicht ausgeträumt, dass sie sich weiter entwickeln und entfalten wird.
Oder ist das ein leerer Traum?
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