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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Pfingsten  ›  Pfingsten Moderatoren: Weber
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Pfingsten  Dieses Thema wurde bisher 2.462 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Petersen
01 Juni 2005, 10:47 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
0 - 25 Beiträge
Beiträge: 1
pfingsten (genesis 11, 1-9)

am besten
vergessen sie alles
was sie bisher gehört haben
über die alte geschichte vom „turmbau zu babel“
für ein uraltes märchen hat man sie gehalten
versuch einer erklärung der entstehung der verschiedenen sprachen
irgendwann  in grauer vorzeit

aber in wirklichkeit war alles ganz anders
neue archäologische forschungen zeigen
kein märchen
sondern
tatsächlich
eine ganz konkrete stadt
ein tatsächliches geschichtliches ereignis

der assyrerkönig sargon II. plant viele jahre
„tag und nacht“ schreibt er
den bau einer stadt
dur-scharrukin („haus des sargon“) wollte er sie nennen
zur verherrlichung und erinnerung seines eigenen namens

aus allen unterworfenen völkern
auch aus dem gerade besiegten nordreich israel
werden zwangsarbeiter nach dur-scharrukin transportiert
unter unvorstellbaren bedingungen treiben sie den bau voran
sargon befiehlt den zwangsarbeitern
wie er schreibt
eine rede“
er unterstellt sie einem befehl
ausschließlich in der sprache assurs dürfen sie sich verständigen
nicht in ihrer muttersprache
eine zusätzliche demütigung der unterworfenen.

sargon findet bald darauf den tod in der schlacht
zwei jahre nach einweihung seiner neuen stadt
sein nachfolger
sanherib
er fürchtet das als böses omen
er läßt die stadt unvollendet
die deportierten kehren in die freiheit zurück
finden ihre eigene sprache wieder
die himmelstürmende stadt dur-scharrukin zerfällt
gott jahwe selbst
so deuten es die zur zwangsarbeit gepreßten israelischen sklaven
war herniedergefahren
um seinem volk die freiheit wiederzugeben

so geschehen im jahre 703 vor christus

sprache
herrschaftsinstrument zur unterwerfung und ausbeutung von menschen
eine uralte erfahrung
wo immer der mensch eine unterworfene kultur vernichten will
da unterdrückt er
als erstes
den gebrauch der muttersprache der besiegten
da gibt es viele beispiele auch aus unserer zeit
aus rußland und kurdistan
aus südtirol und dem baskenland
aus wales und so vielen anderen
mit sprache wird herrschaft ausgeübt
der weltweite siegeszug des englischen
symbol für den „american way of life“
ist da eine weitere illustration

sprache schafft jeweils auch eine neue wirklichkeit
die älteren unter uns erinnern sich
im dritten reich wurde
mit sprache
wirklichkeit geschaffen im sinne der machthaber

menschen werden als  „ungeziefer“ benannt
das setzt die tötungshemmung herab
menschen darf man nicht töten
ungeziefer schon.  

oder die parole „ein volk, ein reich, ein führer“
die sprache trimmt den menschen
auf vereinheitlichung des denkens und des wollens
im keim erstickt werden geistige vielfalt und kontroverses argumentieren  

das war immer so
das wird immer so sein
sprache schafft wirklichkeit
und die versuchung ist groß
sich dies zunutze zu machen
und menschen im sinn der eigenen ziele zu manipulieren

einige beispiele aus der gegenwart mögen das belegen

- die müllhalde wird zum „entsorgungspark“.
- der arbeiter wird nicht entlassen, er wird „freigesetzt“.
- fußballspieler werden „verkauft“.
- der krieg im irak war kein krieg sondern eine „chirurgische operation“.
- menschen, die an den anforderungen unserer gesellschaft scheitern,
 sind „wohlstandsmüll“
- und die krebskranke patientin, eine junge mutter von drei kindern vielleicht mit
 großer angst und verzweifelten fragen, wird im jargon mancher krankenhäuser
 reduziert auf „den tumor von zimmer 13“
- nach wie vor ist sprache ein indikator der geschlechtergerechtigkeit in einem land

sprache schafft wirklichkeit
und sprache ist herrschaft
insofern
ich habe viel verständnis für alle
die hier den finger in die wunde legen
die sprache immer wieder befragen
auf ihre nationalistischen
rassistischen
sexistischen komponenten
auch wenn dieser sprachliche purismus
manchmal
durchaus seltsame blüten treiben mag

es ist darum wohl nicht der turm
es ist auch nicht die stadt
die gott
in der biblischen erzählung
sorgen bereiten
die sind ja
obwohl sie doch „bis an den himmel“ reichen sollten
so winzig
daß er sie
offensichtlich
von oben gar nicht richtig begutachten kann
da muß er „herniederfahren“
da muß er ganz runter und auf die knie gehen
vielleicht braucht er sogar eine brille
um dieses türmchen sich anzuschauen
nein
die entscheidende herausforderung der gottheit gottes
das ist die „eine sprache“
von der in der biblischen erzählung die rede ist
diese anmaßung des menschen
neue wirklichkeiten an gott vorbei schaffen zu wollen
da wird gottes liebevoller plan für diese welt
für eine bunte fröhliche vielgestaltige
immer wieder
furchtbar pervertiert und auf den kopf gestellt

- wo die große bunte vielfalt des menschlichen lebens, männer und frauen mit
 hoffnungen und träumen und ängsten und geschichten, in volkswirtschaftlicher
 diktion reduziert wird auf den begriff „arbeitskräfte“, da werden diese menschen in
 ihrer ebenbildlichkeit gottes zutiefst entwürdigt.
- wo krieg nicht mehr als krieg bezeichnet und als sünde begriffen werden darf,
 sondern kleingelogen wird zum „konflikt“ oder zur „operation“ (was ja das
 verständnis von „hei-lung“ nahelegt),  da wird die prophetische verheißung
 vom „shalom“, vom frieden gottes, mit füßen getreten.
- wo schließlich, um ein letztes beispiel aus einem schier unerschöpflichen vorrat zu
 bemühen,  das wort „liebe“ mißbraucht wird, um die käufliche sexualität des
 menschen zu be-schreiben, da wird damit gleichzeitig die liebe als lebenskraft, als
 göttliches wirken in dieser welt verhöhnt.

es geht
auch hier wieder
um das selbe uralte lied von allem anfang an

martin luther sagt
der mensch kann
weil er mensch ist
nicht wollen, daß gott gott ist
er würde sogar am liebsten wollen, daß er gott ist
und daß gott nicht gott ist.“

der mensch wird zum sklaven seiner eigenen überheblichkeit
gefangener einer selbst geschaffenen wirklichkeit ohne gott
über die folgen dieser wirklichkeit brauchen wir hier nicht zu diskutieren
sie sind allgegenwärtig
so bleibt nur die verzweifelte frage
wer
um gottes willen! (buchstäblich!)
befreit den menschen aus seiner selbstgeschaffenen sklaverei

die alten israels hatten gott erfahren als den
der „herniederfährt“
der seinem volk die freiheit bringt
gott kommt herunter auf die ebene des menschen
die ganze bibel ist voll von erinnerungen an einen gott
der immer wieder  „herniederfährt“
um seinem volk nahe zu sein
die ganze geschichte des jesus von nazareth
es ist die geschichte des „heruntergekommenen“ gottes
buchstäblich
„das wort ward fleisch und wohnte unter uns“
man kann die geschichte jesu nicht anders erzählen
denn als die geschichte gottes
der herabkommt an die seite des menschen
um diesen menschen aus seiner
selbstverschuldeten
sklaverei seiner selbst zu erlösen

natürlich
das sind alles uralte geschichten
niemand von uns hat ihn zu gesicht bekommen
den niedergefahrenen gott
und jesus ist auch nicht mehr unter uns
seine tage auf dieser erde sind auch schon 2000 jahre her

und doch
unbestreitbar
sein geist ist unter uns lebendig
immer noch und immer wieder
was sonst denn sollte menschen treiben
sich
um der liebe und der wahrheit willen
mund und finger zu verbrennen
was sonst denn sollte mut machen,
auch aussichtslose verhältnisse nicht einfach hinzunehmen
sondern dem leiden der menschen die stirn zu bieten
die unfreiheit und unterdrückung
folter und haß nicht zu tolerieren
was sonst denn sollte menschen bewegen
der gewalt eben nicht mit gewalt zu begegnen
und dem haß nicht mit haß

die bibel hat
auf ihren ersten seiten
die geschichte vom turmbau erzählt
und von der diktatur der „einen“ sprache
ganz am ende
in der apostelgeschichte
beschreibt sie eine ganz andere erfahrung
wie der geist gottes
brausend und feurig
„herniederfährt“
und mitten unter das verängstigte häuflein der jünger fährt
und wie mit einem mal in  jerusalem menschen aus aller herren länder  parther und meder und elamiter
wir haben es gerade gehört
die sprache der liebe gottes verstehen
wie sie einander als geschwister begreifen
einander neu schenken
die vorenthaltene würde und gegenseitige achtung
und sich geliebt wissen als kinder des einen befreienden gottes
da ist sie
die machtvolle gegenbewegung
der anbruch einer neuen zeit

wie hatte der prophet  sacharja verheißen?
„es soll nicht geschehen durch heer oder kraft
sondern durch meinen geist
spricht der herr.“
ein neuer geist,
der dem leben eine bahn öffnet
der den menschen aus seiner selbstversklavung erlöst.
der mensch findet die sprache wieder
in vielstimmigem jubel das lob seines schöpfers zu singen
der mensch weiß sich geliebt von gott
und er wird so frei
auch sich selbst und seinen nächsten zu lieben
der mensch weiß sich getragen und geborgen
und wird so befähigt
voller vertrauen in die zukunft zu gehen

der unfreie mensch begegnet dem leben voller mißtrauen
er muß die dinge unter kontrolle halten
er muß alles planen
er muß alles selber steuern
er kann nur einen einzigen weg
nämlich seinen eigenen
als richtig und wahr zulassen
wo aber gottes geist „herniederfährt“
wo seine liebe unter uns gestalt annimmt
da können wir uniforme sprache
und uniformes denken
getrost vergessen
da verstehen sich die menschen
auch über die schranken ihrer unterschiedlichen traditionen und glaubensvorstellungen hinaus
und da können wir dann die türme und mauern menschlicher selbstverherrlichung getrost ei-nem gnädigen verfall überlassen
es wird genau sein wie vor urzeiten
beim verfall von dur-scharukkin
dem hat auch niemand eine träne hinterhergeweint

amen!
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