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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Vergebt einander! (Mt 18,21-35) Moderatoren: Weber
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Vergebt einander! (Mt 18,21-35)  Dieses Thema wurde bisher 1.052 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
15 September 2005, 23:35 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Um die Vergebung geht es im heutigen Evangelium. Es ist uns meistens gar nicht bewusst, dass menschliches Zusammenleben ohne ständige Vergebung überhaupt nicht möglich ist. Wie oft bittet man um Entschuldigung, weil man jemanden vielleicht ohne Absicht – wortwörtlich oder auch im übertragenen Sinn – auf die Füße getreten hat. Daraus wird deutlich, dass wir im Kleinen wie im Großen ständig der Vergebung bedürfen und dass wir auch anderen vergeben müssen.

1.     Wo sind die Grenzen der Vergebung?
Die Frage ist natürlich immer: Wo sind die Grenzen? Hat Vergebungsbereit-schaft nicht auch natürliche Grenzen? Auf diese Frage antwortet Jesus: Du sollst deinem Bruder nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal vergeben. Das heißt aber: immer, ohne Begrenzung. Das ist natürlich schwer nachzuvoll-ziehen. Und selbst Matthäus, der Evangelist, baut in seinem Gleichnis, das die Vergebungsbereitschaft eigentlich erläutern soll, die übliche Drohgebärde auf. Als nämlich der Knecht, dem alle Schuld geschenkt worden war, selber nicht bereit war, seinem Mitknecht die Schuld zu erlassen, wird er von seinem Herrn den Folterknechten übergeben, bis die ganze Schuld zurückgezahlt ist. Und dann die Drohung des Matthäus: „Ebenso wird der himmlische Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von Herzen vergibt“ (V. 35). Mit dieser Drohung will er der Forderung Jesu nach gegenseitiger Vergebung Nachdruck verleihen – und übersieht dabei, dass er übers Ziel hinaus schießt. Damit hängt er Gott jene Härte an, die Jesus gerade überwinden wollte. Die Kommentare haben schon Recht: das letzte kann kein Wort von Jesus sein.

2.     Welche sind die Bedingungen der Vergebung?
In der Schule haben wir im Religionsunterricht gelernt, dass Vergebung eigentlich Gottes Sache ist. Und das geschieht im Beichtsakrament. Diese einfache Mechanik nahmen unsere evangelischen Klassenkameraden zum Anlass, uns vorzuhalten, es wäre doch wohl zu einfach, im Bußsakrament von Gott Vergebung zu erlangen, ohne selber Schuld aufzuarbeiten oder selber anderen zu vergeben. Zugegeben – in der Beichte musste man Besserung versprechen, und nur unter dieser Voraussetzung war Vergebung zu erwarten. Es war gewissermaßen die Bedingung. Im Evangelium steht davon nichts. In der Gleichniserzählung schenkt der Herr seinem verschuldeten Knecht alle Schulden, ohne Bedingung. Was hätte er auch für Bedingungen erfüllen sollen? In den meisten Fällen ist Schuld sowieso nicht wieder gut zu machen. Da kann man nur einen Schlussstrich ziehen und es dabei bewenden lassen.

Das hat seinerzeit eindrucksvoll und medienwirksam Papst Johannes Paul II. getan, als er den, der auf ihn ein Attentat verübt hatte, im Gefängnis besuchte, um ihm das Wort der Vergebung zu sagen.

3.     Wer vergibt eigentlich?
Vergebung ist etwas, das sich unter Menschen abspielen soll. Am vergangenen Sonntag hörten wir das Wort: „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 18,18). Das heißt doch: eure gegenseitige Vergebung hat Gültigkeit bis in den Himmel, bis vor Gott. Aber auch das gilt: Wenn ihr nicht vergebt, dann bleibt die Schuld offen – auch vor Gott. Es gibt nicht den billigen Weg der Vergebung, der euch erspart, was euer Anteil ist. So darf man übrigens auch das Wort aus dem Johannesevangelium verstehen: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, und wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (20,23).

Übrigens: wer vergeben kann, ärgert sich nicht zu Tode, er hat es leichter im Leben. Denn blinder Rechtsfanatismus und Vergeltungsdenken schaden der Gesundheit – bestätigt jeder Arzt und Apotheker.

Amen.
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