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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Vaterunser  ›  „Euch muss es um sein Reich gehen!“ Moderatoren: Weber
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„Euch muss es um sein Reich gehen!“  Dieses Thema wurde bisher 2.076 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Sardy
16 Juli 2006, 16:09 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
26 - 50 Beiträge
Beiträge: 30

„Euch muss es um sein Reich gehen!“  -  Der heilende Zusammenhang

Die ersten drei Bitten kreisen um Gott. Sie führen sozusagen Gottes Anliegen vor die Augen der Betenden und betonen, dass Gott das Zentrum all ihrer Bestrebungen sein soll. – Aber wie ist das zu verstehen? Während wir diese Bitten analysiert haben, haben wir doch ständig von Menschen geredet!  „Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe!“ oder einfacher gesagt: „Du sollst anerkannt werden, Du sollst allein maßgeblich sein! Was Du willst, soll geschehen!“ - diese drei kurzen Sätze, wenn wir sie auf den Vater Jesu beziehen, haben alle denselben Inhalt: „Deine Liebe soll alle erreichen!“

Dies scheint das einzige große Anliegen dieses VATERS zu sein. Die ganze Frohe Botschaft Jesu ist nur die Erklärung und Entfaltung dieses einen Anliegens! Wenn es darum geht, was Gott für sich will, redet Jesus weder von Opfern noch von Anerkennung der Größe Gottes. Das Gotteslob - sonst ein wichtiges Gebetsmotiv aller Religionen - fehlt im Vaterunser gänzlich! Diesem Mangel wollte die alte Kirche abhelfen, als sie diesem Gebet den Schluss anfügte: „Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“. Es war aber nicht die Absicht Jesu, seine Hörer hier zum Gotteslob aufzufordern. Er wusste, dass sie von sich aus Gott loben werden, sobald sie seine rettende Nähe erfahren haben.

Natürlich steht Gott über alles, und alles ist in ihm. Die ersten Bitten des Vaterunsers wollen dem betenden Menschen genau diese „kosmische Ordnung“ bewusst machen. Sie wollen ihn herausnehmen aus dem Alltag, aus der Enge der eigenen Sorgen. Mit diesen Bitten soll der Betende sich „in Ordnung“ bringen, sich in den großen Zusammenhang stellen, der alles entscheidet! Jesus lässt uns nicht deshalb so beten, weil Gott etwas fehlt, sondern damit wir etwas bekommen. Wir Menschen finden uns erst richtig, wenn wir uns in Verbindung mit etwas Größerem sehen und uns für dieses Größere einsetzen! Was uns in dieser Hinsicht Not tut, wird hier durch drei Aspekte beschrieben: Wir brauchen die ehrfürchtige Identifikation mit dem Heiligen (Dein Name), die Anerkennung dessen Herrschaft im mitmenschlichen Bereich (Dein Reich), und Vertrauen auf die Liebe einer größeren Macht (Dein Wille).

Diese drei Sätze betonen alle unsere Abhängigkeit von Gott. Eine solche Abhängigkeit passt zwar nicht zur modernen Idee der Autonomie des Menschen, entspricht aber genau der ernüchternden Realität. Wenn Autonomie bedeuten würde, dass jeder nur auf sich gestellt sein Glück sichern muss, wären wir mit unserer Angst verdammt allein! - Das Überraschende aber ist, dass in den Worten dieses Gebetes nicht einmal eine Anspielung auf Fremdbestimmung und damit Selbstentfremdung des Menschen anklingt. Jesus sprach nicht von einem Gott, der aus irgendeinem Grund die Autonomie des Menschen misstrauisch unterdrücken müsste. - Dieser Gott hat ein Interesse an der Freiheit der Menschen, weil er ihnen ein Ziel gesetzt hat, das nur in Freiheit erreicht werden kann.

Wenn ein Mensch nur dem eigenen Glück dient, bleibt er isoliert und unbefriedigt. Er kann sein Glück nur finden, wenn er sich in einem größeren Zusammenhang sieht, wenn er aus sich heraustreten kann, um frei zu sein für etwas, was er als Wert erlebt. Ganz konkret ist das ein Freiwerden für die Liebe. Zu einer solchen Liebe befreit ihn ein göttliches Gegenüber, das ihm wie ein guter Vater begegnet. Das eigene Leben „im Blick“ eines solchen Gottes zu sehen liegt deshalb nicht nur in unserem Interesse, sondern es ist sogar die einzige Sicherung unserer Freiheit und unseres Glücks.

So gesehen können wir mit gutem Recht sagen: Auch die ersten Bitten des Vaterunsers kreisen um den Menschen! Für den Menschensohn Jesus, der sich als Gottes Sohn sah, gab es keinen Gegensatz der Interessen von Gott und Mensch. Er redete von Gott, indem er Anliegen der Menschen behandelte, und er redete vom Wohl der Menschen, indem er Gottes Anliegen betonte. In diesem Gebet soll uns als Erstes bewusst werden, dass wir nicht nur für diese Welt da sind, dass wir nicht auf uns gestellt, in Schwachheit und Vergänglichkeit und zum Scheitern verurteilt für unser Leben kämpfen müssen! Jesus lehrt uns, mit diesen Bitten den Horizont weit aufzumachen und uns in den Lebenskreis Gottes einzubeziehen. Unser Platz ist an der Seite Gottes, wo wir auch den eigenen Wert entdecken, wo wir unsere Erfüllung finden.

Auch wenn Jesus viel Unheil um sich gesehen hat, war er davon überzeugt, dass Gott nur das Wohl der Menschen will. Seine überzeugende innere Erfahrung konnte er leider nicht einfach weitergeben. Auch in der Zeit nach ihm blieb uns die quälende Frage, wie die vielen Übel dieser Welt mit einem liebenden Schöpfer vereinbar sind. Auch wenn wir auf diese Frage keine beruhigende Lösung haben, können wir mit Jesus daran festhalten, dass ein Vertrauen zum liebenden Gott nicht nur möglich, sondern auch unser einziger Weg zum „Leben“ ist!
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