Forum Einloggportal
Loginname: Einen Zugang registrieren
Passwort:     Passwort vergessen?

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Tut, was Gott will (Mk 7,1-8.14-15.21-23) Moderatoren: Weber
Mitglied(er) im Forum
Keine Mitglieder und 1 Gäste

Tut, was Gott will (Mk 7,1-8.14-15.21-23)  Dieses Thema wurde bisher 3.143 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
1 Seiten 1 Thema empfehlen
Weber
01 September 2006, 17:27 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
Board Moderator
Beiträge: 210
Tut, was Gott will; und nicht, was Menschen wollen

Liebe Christen!

Das Evangelium enthält Sprengstoff. Da sind auf der einen Seite die Pharisäer und Schriftgelehrten: fromme und gottesfürchtige Leute, die alles richtig machen wollen. Sie halten sich an die überlieferten Vorschriften. Ihr Gehorsam gegenüber dem Gesetz und den Überlieferungen der Väter durchdringt den Alltag bis hin zum Waschen der Hände vor dem Essen und dem Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Konventionen geben Sicherheit. Sie sind vernünftig, und darum muss sich jeder daran halten.

Auf der anderen Seite stehen die Jünger Jesu. Sie kümmern sich nicht um die Überlieferungen der Alten und geben damit Ärgernis. Ausgerechnet auf ihrer Seite steht Jesus. Das Brotessen mit ungewaschenen Fingern – welch ein wichtiges Ereignis! – nimmt Jesus zum Anlass, den Pharisäern und auch den Jüngern klar zu machen, worauf es im Leben ankommt und worauf nicht. Es kommt darauf an, dass das Herz bei Gott ist und nicht, dass man allen Firlefanz im Namen Gottes für wichtig hält. Menschensatzungen, also Gesetze von Menschen, sind absolut unwichtig gegenüber dem, was Gott will. Und der Wille Gottes definiert sich immer als die größere Liebe. Im Namen dieser größeren Liebe verlieren nicht nur so belanglose Reinheitsvorschriften ihre Bedeutung, sondern ganze Gebote, die wir als Kinder als die heiligen 10 Gebote auswendig gelernt haben. So kann Jesus sagen: der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat (2,27f.). Der Menschensohn ist nicht Jesus allein, sondern jedes Menschen Kind.

Interessant: der heute vorgelesene Text ist zusammengestückelt. Herausgefallen ist ein konkretes Beispiel, das Jesus zum Grundsätzlichen sagt. Jesus spricht: Mose hat euch geboten, Vater und Mutter zu ehren, d. h. für sie zu sorgen und sie im Alter zu pflegen. Ihr aber macht ein Korban-Gelübde, d. i. ein Opfer-Gelübde für den Tempel, das euch davon entbindet, für eure Eltern aufzukommen. So entzieht ihr euch unter dem Schein der Frömmigkeit der Verantwortung für und der Liebe zu den Eltern. Das nennt man Schein-Heiligkeit.

Und wenn Sie jetzt glauben, das wäre alles nur längst überholter Bibelverzäll, dann will ich Ihnen zwei Beispiele aus unseren Tagen bringen, wie unter dem Schein der Heiligkeit die Liebe zu den Menschen auf der Strecke bleibt. Kronzeuge dafür ist kein geringerer als der derzeitige Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert mit seiner mutigen Rede zum 850jährigen Jubiläum der Weihe der Abtei-Kirche in Maria Laach.

Der engagierte Katholik Lammert sagte, die Autorität der Kirche hänge auch davon ab, die Zeichen der Zeit zu erforschen und sie im Lichte des Evangeliums zu deuten. Dazu gehörten ganz wesentlich die Bereitschaft und Fähigkeit, Neues wahrzunehmen und zuzulassen. So sei die Kirchenspaltung im Lichte der Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft ein schwer erträgliches Ärgernis. Angesichts dieser Herausforderungen seien die konfessionellen Trennungen nicht mehr zu rechtfertigen.   -  Das sind deutliche Worte an hochrangige Kirchenvertreter, die ihre Menschensatzungen hoch halten und damit die konfessionellen Trennungen verewigen.

Das zweite Beispiel stammt aus ebendieser Rede. Es spricht den Ausstieg der katholischen Kirche aus der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung an. „Das habe ich für einen schweren Fehler gehalten“, sagte Lammert. Ganz unabhängig davon, ob man diese Entscheidung für begründet oder unbegründet halte, habe sie ein Vakuum entstehen lassen, das dringend gefüllt werden müsse. Ungeborene Kinder könne man nicht ohne ihre Mütter schützen, schon gar nicht gegen sie.  – Soweit die Rede des Bundestagspräsidenten. Ich darf rückblickend ergänzen, alle Bischöfe, zuletzt auch der Bischof von Limburg, haben sich dem römischen Diktat gebeugt. Daraufhin hat sich eine Initiative katholischer Laien gebildet, die die gesetzlich vorgeschriebene Beratung unter dem Namen Donum Vitae weiterführt. Wie neulich verlautete, sollen nun katholische Mitarbeiter, die in diesen Einrichtungen tätig sind, von allen kirchlichen Ehrenämtern ausgeschlossen werden. Es dürfe nicht der Schein entstehen, dass die Kirche in irgendeiner Form an Abtreibungen mitwirke. So bewahrt man wenigstens die Schein-Heiligkeit. Doch die Schwangeren, die in einer Konfliktsituation sind, brauchen für ihr Entscheidung Hilfe.

Ein Wort zum Schluss: meine Predigten bringen mir gelegentlich Widerspruch ein. Ich bitte sogar darum, solange damit eine echte Dialogbereitschaft verbunden ist. Ich fühle mich dem Evangelium noch mehr verpflichtet als meinen kirchlichen Vorgesetzten.

Amen.

geloggt Offline
PrivatnachrichtPrivatnachricht
1 Seiten 1 Thema empfehlen
Thema ausdrucken Thema ausdrucken

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Tut, was Gott will (Mk 7,1-8.14-15.21-23)

Thema Bewertung
Für dieses Thema existiert derzeit keine Wertung