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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Effata! Öffne dich! (Mk 7,31-37) Moderatoren: Weber
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Effata! Öffne dich! (Mk 7,31-37)  Dieses Thema wurde bisher 1.608 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
04 September 2006, 19:55 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Wunder zu erzählen, war schon immer eine Lust gläubiger Menschen. In den Evangelien bilden die Wundergeschichten sogar eine eigene literarische Gattung. Sie wollen nicht Protokoll eines übernatürlichen Geschehens sein, sondern sie sind eine Art zu erzählen, wie Jesus mit seiner Liebe die Welt und die Menschen verändert hat.

Wenn Sie gestatten, erzähle ich das Wunder noch einmal nach, aber mit kleinen Anmerkungen und Hinweisen auf Kleinigkeiten, die man sonst so leicht übersieht. Also denn.

Der Taubstumme kommt nicht aus eigener Initiative zu Jesus, sondern „man“ bringt ihn. Diese mangelnde Eigeninitiative scheint sein Problem zu sein. Jesus – so wird erzählt – soll ihn nur berühren, von einem Wunsch nach Heilung ist nicht die Rede. Jesus nimmt den Taubstummen beiseite von der Menge weg. Denn was jetzt geschieht, will Jesus nicht als Öffentlichkeitsarbeit für seine messianische Sendung verstanden wissen. In Wirklichkeit hat sich Jesus nach dem Markusevangelium selber auch gar nicht als der Messias gewusst. Dann legt Jesus die Finger in die Ohren des Taubstummen und berührt dessen Zunge mit Speichel. Das ist ein deutlicher Zeigegestus, worum es hier geht: um Hören und Sprechen. Dann blickt Jesus zum Himmel auf und seufzt. Das ist eine Form nonverbaler Kommunikation mit dem himmlischen Vater. Diese Nähe zum Vater wird in den Evangelien häufig erwähnt. Es folgt das entscheidende Wort: Effata! Öffne dich! Der Taubstumme selber soll sich öffnen, und zwar die vorher durch Fingerzeig deutlich bezeichneten Organe: Ohren und Zunge. Jesus heilt nicht einfach, sondern fordert den Taubstummen zur Eigeninitiative auf. Man beachte das Menschenbild, das Jesus in diesem Wunder (wieder einmal) zu erkennen gibt. Der Taubstumme kommt sogleich der Aufforderung nach und ist anschließend ein kommunikationsfähiger Mensch, der hören und sprechen kann. Übrigens sind Hören und Sprechen die beiden entscheidenden Komponenten für jeden Dialog. – Soweit die Erzählung.

Dass es auch heute Menschen gibt, die kommunikationsunfähig sind oder auch kommunikationsunwillig, das kennen wir aus eigener Erfahrung; oder auf den Dialog bezogen heißt das: es gibt Menschen, die können nicht zuhören und mit denen kann man nicht reden. Manchmal sind darunter Frauen und Männer mit einem hohen Bildungsniveau, die jedoch im wahrsten Sinne des Wortes kommunikationsunfähig sind. Die Erzählung zeigt, dass sie das selber ändern können. Sie bedürfen manchmal nur der geduldigen Ermutigung zu dieser Eigeninitiative.

Diese Wundererzählung ruft uns so manche Sprachlosigkeit - etwa zwischen Eheleuten  - in Erinnerung, wo man einander nicht zuhört oder vielleicht gar nicht miteinander redet. An der Dialogunfähigkeit scheitert so manche Ehe. Aber dieselben Schwierigkeiten bestehen oft auch zwischen Eltern und Kindern. Man kann oder man will nicht aufeinander hören und miteinander reden. Es ist paradox, dass im Zeitalter der Massenmedien und elektronischen Kommunikationsmittel die persönliche Dialogfähigkeit eher ab- denn zugenommen hat.

Übrigens: auch die Kirche leidet unter dieser Gehörlosigkeit. Sie sehen es im Fernsehen: der Papst in Bayern. Er hält pausenlos gescheite und geschliffene Reden. Aber ob er am Ende auch mitbekommt, was die Menschen hier bewegt?

Amen.
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