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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Denkt positiv! (Mk 9,38-41) Moderatoren: Weber
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Denkt positiv! (Mk 9,38-41)  Dieses Thema wurde bisher 1.082 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
19 September 2006, 18:43 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Ein wunderschönes Wort, das uns da von Jesus überliefert ist. „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Was ist der Hintergrund?

Johannes, einer der Zwölf, ein Apostel also, der Sohn des Zebedäus und Bruder von Jakobus dem Älteren – er regt sich im Angesicht Jesu auf und hofft, Recht zu bekommen. Er hat nämlich gesehen, wie jemand im Namen Jesu Dämonen austrieb. Aber weil er uns nicht nachfolgt, hat Johannes versucht, ihn daran zu hindern. Dafür erwartet Johannes eine Belobigung. Uns, das sind die Apostel mit Jesus, vor allem aber ist es Johannes, der die Gruppe sauber halten will. Ein Fremdling, der sich untersteht, im Namen Jesu Gutes zu tun, hat kein Recht dazu, wenn er sich nicht zuvor der Jüngerschaft anschließt. Johannes empfindet solches Handeln jedenfalls als Skandal.  -  Jesus nicht. Er sagt: „Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Ähnlich berichtet auch Lukas den Vorfall, nur mit einer winzigen Änderung. Jesus sagt: „Hindert ihn nicht; denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch“ (Lk 9,50). Dieser kleine Unterschied macht deutlich, worum es eigentlich geht: nämlich um die Eifersucht der Jünger. Es geht ihnen nicht in erster Linie darum, dass Menschen geholfen wird, sondern dass eine bestimmte Ordnung eingehalten wird. Wer im Namen Jesu Gutes tut, muss auch zum Jüngerkreis gehören; sonst ist das eben nicht in Ordnung.

Wenn man das liest, meint man darin erstes ökumenisches Gerangel wahrzunehmen. Ihr gehört nicht zu uns, darum gehört euch Jesus nicht! Basta! Wie wohltuend ist dagegen die Großherzigkeit Jesu: „Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Jesus denkt positiv.

Wäre das nicht ein toller Ansatz für neues ökumenisches Denken? Ist es nicht wichtiger und eigentlich nicht sogar das Wesentliche, Gutes zu tun im Namen Jesu, als zuerst mit den Jüngern im Gleichschritt zu gehen? Jesus gibt der mimosenhaften Gruppeneifersucht keine Chance  -  Nebenbei bemerkt: hätte Papst Benedikt in seinen Äußerungen über den Islam diese Haltung Jesu als Grundhaltung des Christentums erkennen lassen, hätte er Lob geerntet statt Protest. Zumal im Evangelientext anschließend der kleine Liebesdienst, dem Bruder einen Becher Wasser zu reichen, nicht ohne Lohn bleiben wird.

Was so einfach aussieht, ist indes doch nicht so einfach. Denn ein anderer Evangelist, Matthäus nämlich, überliefert das Jesus-Wort im genau entgegen gesetzten Sinn. Da heißt es: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“ (Mt 12,30).

Es ist unwahrscheinlich, dass Jesus sich selbst so widersprochen hätte. Daher stellt sich die Frage, welche Version denn wirklich Jesu Wort ist. Es gibt gute Gründe, das Markus-Wort als ursprünglich anzunehmen. Matthäus hat sich da offensichtlich im Eifer des Gefechts verrannt. Aber immerhin steht auch dieses Wort in der Bibel. Und so können alle späteren Generationen sich auf die eine oder andere Formulierung berufen und somit eigene Engstirnigkeit oder Großzügigkeit mit Jesu Wort rechtfertigen. Damit wird eigentlich deutlich, dass die Autorität der Bibel auch Grenzen hat. Man kann die Bibel nicht lesen, ohne das eigene Herz und den eigenen gesunden Menschenverstand zu Wort kommen zu lassen. Im Zweifelsfall ist immer die barmherzigere, die wohlwollendere, die menschlichere, die aus der Liebe geborene Einstellung die christlichere. Denn die Bibel ist für den Menschen da, nicht umgekehrt.

Amen.

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