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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Ostern  ›  Ostern, das Fest wider die Resignation Moderatoren: Weber
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Ostern, das Fest wider die Resignation  Dieses Thema wurde bisher 1.942 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
03 April 2007, 21:49 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Ostern ist ein Fest wider die Resignation. Das jedenfalls ist der biblische Befund. Maria von Magdala steht weinend vor dem Grab, weil mit Jesus all ihre Hoffnungen begraben sind.  Trauer und Resignation sind die natürlichen Reaktionen auf das Geschehen des Karfreitags.

Doch am Ostermorgen setzt sich eine ganz neue Erfahrung durch. Das Unglaubliche ist wahr: der Tote lebt, obwohl er gestorben ist. Er ist auferstanden zu einem Leben, das unvergleichlich ist mit dem, das er im Tod hinter sich gelassen hat. Diese Erfahrung bringt neue Hoffnung für die Trauernden, ändert die ganze Situation, kehrt die Resignation in Begeisterung und lässt alles in einem ganz neuen Licht erscheinen.

Könnten wir doch diese Osterhoffnung in unsere Zeit hinüber retten! Es gibt so viel Resignation, zu viele verschüttete Hoffnungen in der Gegenwart.

Drei Beispiele:

I.

Die Gewalt und der Terror wollen nicht enden im Irak. Gewalt und Terror sind Früchte des Krieges. Noch nie hat ein Krieg wirklich Frieden geschaffen  -   weder  im Irak noch in Afghanistan. Krieg zerstört nicht nur das Land und die Menschen, sondern auch die Moral und den Anstand. Ein wahnwitziger Präsident hatte geglaubt, der Friede stände in seiner Macht. Heute muss er einsehen, dass seine Rechnung nicht aufgeht. Das Land liegt in Trümmern. Nun ist die Staatengemeinschaft gefragt, gemeinsam am Frieden zu arbeiten – ohne Gewalt und ohne Waffen. Es wird ein langer Weg sein.

Ähnlich ist die Situation im Nahen Osten. Israel und die Palästinenser bekriegen sich gegenseitig – trotz unzähliger Friedenspläne, Verträge und Appelle. Trotzdem geben wir und sie die Hoffnung nicht auf, dass alles irgendwann mal zu einem guten Ende kommt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man. Bei den Jüngern Jesu und den Frauen war sogar die Hoffnung gestorben, als Jesus gekreuzigt und begraben war. Und dann kam Ostern, der Wendepunkt, mit dem keiner mehr gerechnet hatte. Seitdem ist Ostern für Christen das Fest wider die Resignation.
 
II.

Ein zweites Beispiel. Es betrifft unsere Kirche, die sich in einem Reformstau ohnegleichen befindet. Die Seelsorgestrukturen brechen zusammen. Pfarreien werden zusammengelegt, aufgelöst, und manch ein Kirchengebäude wird verkauft. Begründet wird das alles mit Geldknappheit. Vordergründig stimmt das sogar. Nur: die eigentlichen Ursachen dieser Krise liegen viel tiefer. Die Kirche hat für die Menschen, vor allem für junge Menschen, ihre Attraktivität verloren. Wenn bei vier Millionen Arbeitslosen keiner Priester werden will, obwohl das ein toller Beruf ist, zukunftssicher und gut bezahlt, dann muss man darüber nachdenken, woran das liegt. Ich will an dieser Stelle keine Analyse wagen. Fragen Sie selber junge Menschen, und zwar die, die jetzt nicht in der Kirche sind, weshalb sie null Bock auf Kirche haben, und Sie werden genügend Ansatzpunkte finden, wo Reformen ansetzen müssen.

Obwohl gegenwärtig alles ziemlich festgefahren scheint und das Heilmittel eher in der Wiedereinführung der lateinischen Sprache in der Liturgie gesehen wird als in einer zeitgemäßen Verkündigung der frohen Botschaft, resignieren wir nicht. Gott wird Wege finden, der Kirche einen neuen Frühling zu schenken. Ja, vielleicht ist das Absterben des Alten ein notwendiger Schritt zu diesem neuen Frühlingserwachen. Darum feiern wir Ostern, das Fest wider die Resignation.

III.

Ein letztes Beispiel. Das Reich Gottes, von dem Jesus spricht, hat eigentlich nicht die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche im Blick, sondern den neuen Menschen. Von ihm sagt Paulus im 6. Kapitel des Römerbriefes: „Wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“ Diesen neuen Menschen gibt es, aber leider in der Kirche viel zu wenig. Der neue Mensche, den Jesus im Blick hat, ist von der Liebe geprägt, nicht vom Streben nach dem eigenen Vorteil. Wir erleben es heute allenthalben (auch in der Kirche), dass sehr weltverhaftetes, materielles Denken eine größere Rolle spielt als das, was dem Geiste Jesu entspricht. Trotzdem feiern wir Ostern, weil wir an eine Wandlung des Menschen glauben, weil wir auf einen Neuanfang hoffen, weil wir die Liebe für stärker halten als den Egoismus. Wider die Resignation feiern wir Ostern.

Amen.
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