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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Wer ist mein Nächster? (Lk 10,25-37) Moderatoren: Weber
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Wer ist mein Nächster? (Lk 10,25-37)  Dieses Thema wurde bisher 1.115 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
25 Juli 2007, 20:04 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Das Evangelium vom barmherzigen Samaritaner ist so anschaulich, so eindeutig, dass es sich eigentlich erübrigt, darüber viele Worte zu verlieren. Die Aufforderung am Ende „Geh und handle genau so!“ schließt eine Fehlinterpretation aus. Daher nur ein paar Bemerkungen zur Aktualität dieses Themas für unser kirchliches und privates Handeln.

1.     Priester und Levit, die vorübergehen, sind Vertreter der jüdischenReligion – Religionsprofis gewissermaßen. Der Samaritaner dagegen ist einer, der keine Religionskompetenz hat. Er gilt als Ungläubiger. Ausgerechnet er bleibt stehen und hilft. Unseren Ohren wäre natürlich viel sympathischer, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre: wenn Priester und Levit geholfen hätten und der Ungläubige nicht; denn das entspräche eher unserer Art zu denken, weil wir Religion für so wichtig halten für die Hinwendung zum Nächsten. (Ist das nicht ein gängiges Argument für die Kindertaufe, dass aus dem Kind dann ein besserer Mensch wird, wenn es getauft ist als wenn es ungetauft aufwächst?) Die biblische Geschichte bestätigt unsere Denkweise jedenfalls nicht. Im Gegenteil. Es kann einer das ganze Gesetz kennen – oder sagen wir die Religion. Er kann darin sogar promoviert haben und in der Gemeinschaft ein hohes Amt bekleiden, doch ist er damit noch kein sittlich handelnder Mensch. Die Geschichte schreibt uns Priestern ins Gewissen: verachte den Ungläubigen nicht; denn du kannst selber vielleicht von ihm lernen! Vielmehr sieh du zu, dass deine geglaubte Lehre mit deiner gelebten Praxis übereinstimmt!

2.     Religiöse Menschen sind oft versucht, nur der eigenen Sippe zu helfen oder den Schwestern und Brüdern der eigenen Glaubensgemeinschaft. Dafür gibt es im Alten Testament zahlreiche Beispiele, in der Geschichte der Kirche übrigens ähnlich. Die Liebe hört da auf, wo jemand religiös nicht dem eigenen Kreis angehört oder sich sogar als ungläubig bezeichnet. Jesus bricht diese Beschränkungen auf. Der Nächste, dem zu helfen ist, definiert sich von der Not her, nicht von der Nähe zur eigenen Weltanschauung.

Zu diesen gern gemachten Beschränkungen gibt es ein aktuelles Beispiel: Sie kennen die Worte der Wandlung in der Messe. Da heißt es: „das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden“. Im alten, vorkonziliaren lateinischen Messtext hieß es „pro multis, d.h. für die Vielen vergossen“. „Für alle“ oder „für die Vielen“ ist ein Unterschied. „Alle“ schließt niemanden aus, „die Vielen“ hat aber Vorbehalte, meint, dass Christi Blut eben nicht für alle zur Vergebung der Sünden vergossen wird. Die Konzilsväter waren damals der Meinung, dass mit den Vielen eben alle Menschen gemeint seien. Und darum hat man den Text der Wandlung auch so formuliert. Inzwischen darf der alte lateinische Text wieder verwendet werden, und im deutschen Text soll auch diese beschränkende Formulierung „für die Vielen“ wieder eingeführt werden. Unser Papst – selber nicht mehr neu – hat eben eine Vorliebe für das ganz Alte. Und so haben wir wieder ein bisschen mehr Heilsegoismus verankert. Auf demselben Hintergrund muss man die neueste römische Verlautbarung sehen, dass Protestanten nicht im eigentlichen Sinne Kirche wären.

3.     Und wo wir schon einmal bei den ökumenisch relevanten Fragen sind: vielleicht will Jesus mit dieser Erzählung den zerstrittenen Christen zeigen, was eigentlich die Einheit unter den Menschen ausmacht: es ist die größere Liebe, die größere Menschlichkeit und nicht die spitzfindigere Lehre. Und nun ziehen sie selber daraus die notwendigen Konsequenzen!

Amen.
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