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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Buchempfehlungen    Bücher über Religion  ›  Rudolf Schermann: Hallo, Herr Papst! Moderatoren: Weber
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Rudolf Schermann: Hallo, Herr Papst!  Dieses Thema wurde bisher 1.880 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Sardy
28 November 2007, 23:00 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
26 - 50 Beiträge
Beiträge: 30
Rudolf Schermann: Hallo, Herr Papst! Unzeitgemäße Zwischenrufe eines Landpfarrers.

Kritik:

„Gott lüftet gerne“  – Mit diesen Worten beginnt Rudolf Schermann sein neuestes Buch, das freilich keineswegs neu ist. Er stellt hier nur seine Gedanken vor, die er in seiner streitbaren Zeitschrift (früher Kirche intern, heute KIRCHE IN) seit zwanzig Jahren verbreitet. Im Vorwort nennt er sich einen Landpfarrer, der für einen gewissen Jesus schwärmt und vor dem Österreich-Besuch von Benedikt XVI. alles freimütig ausspricht, was sein Herz bedrückt. Mit dem „Lüften“ spielt er auf den Leitgedanken Johannes XXIII. vor dem Konzil an. In der Fußspur dieses seligen Papstes will er fortschreiten, „bis wir die Wahrheit und nichts als die Wahrheit Jesu Christi, seine unverfälschte, unverbogene, von späteren zeitgeistigen Mißinterpretationen (Fehleinstellung zur Frau, Erotik, Sexualität, dann Zölibat, Scheiterhaufen, Macht, Prunk usw. usf.) gereinigte frohe Botschaft wiedergewonnen haben.“

Der Adressat seines Buches ist der Papst selbst. Rudolf Schermann spricht sogar – zwar etwas mutlos – seine Hoffnung aus, dass dieser Papst die Beschwerden seines Landpfarrers wohlwollend erwägen und aus ihnen vielleicht etwas lernen könnte. Eine derart romantische Vorstellung von der Rolle eines Papstes ist unter „fortschrittlichen“ Katholiken, die sich dem Geist des Konzils verpflichtet fühlen, nicht selten; als ob ein Papst dazu gewählt würde, um etwas zu lernen, oder gar auf Wünsche von Landpfarrern Rücksicht zu nehmen. Die Wirklichkeit ist weit von diesen Vorstellungen entfernt, und das scheint dem Landpfarrer auch klar zu sein. Wie könnte er denn sonst – gar nicht diplomatisch – an Kardinal Ratzinger kein gutes Haar lassen und trotzdem auf das Wohlwollen von Benedikt hoffen.

Die katholische Kirche macht den Eindruck von zwei Lagern, die in entgegengesetzte Richtungen streben. Das Tragische ist: beide sind überzeugt, allein den „Willen Christi“ zu vertreten. Das eine ist das konservative Lager des herrschenden Papstes, das andere das Lager „fortschrittlicher“ Christen, die sich auf Jesus berufen und (wie auf einen Messias) auf einen kommenden Reformpapst warten. Der gemeinsame Glaube hält zwar diese Lager zusammen, aber die Möglichkeiten einer geistigen Kommunikation, eines Dialogs zwischen ihnen sind sehr begrenzt. Wie könnte man auch von Dialog reden zwischen einer durch Menschen vertretenen „heiligen Herrschaft“ (Hierarchie) und ihren Untertanen, wenn die ganze Macht auf der einen Seite liegt, die sich für unfehlbar hält und nicht lange fackelt, Vertretern von „irrigen“ Meinungen einen Maulkorb zu verpassen. Unter diesen umständen ist es auch verständlich, wenn Rudolf Schermann im Zuge seines „Lüftens“ den Mächtigen seiner Kirche keine Höflichkeiten sagt, sondern sie schonungslos für die Folgen ihrer Aktionen verantwortlich macht, vor allem für das Schicksal der unzähligen Menschen, die in der letzten Zeit (besonders in Österreich) enttäuscht der katholischen Kirche den Rücken gekehrt haben. Dabei zählt er so viele Skandale und Affären auf, dass der Leser Grund genug hätte, einen solchen Verein unter Protest zu verlassen. Dem Autor selber aber fällt gar nicht ein auszutreten, denn wer austritt, muss die Hoffnung aufgeben, von den Zurückbleibenden noch ernst genommen zu werden. Rudolf Schermann gibt die Hoffnung auf eine Veränderung seiner Kirche nicht auf, denn er ist überzeugt, dass die Kirche nicht identisch mit den Herrschenden ist, auch wenn sie das zu glauben scheinen. Seine Kritik wird zwar bei Vertretern der Hierarchie wirkungslos bleiben, aber sie könnte das Denken der Gläubigen erreichen. Die Tendenz päpstlicher Verlautbarungen ist ja im Jahr 2007 immer noch die gleiche wie 1907, aber das Denken der Mehrheit in der Kirche ist seitdem wesentlich anders geworden. Von der Zukunft wissen wir nur, dass sie nicht berechenbar ist.


Buchdaten:

Autor(en): Schermann, Rudolf
Titel: Hallo, Herr Papst! Unzeitgemäße Zwischenrufe eines Landpfarrers.
Verlag: Wien-Klosterneuburg, EDITION VabENE, 2007
ISBN:

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