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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Denkt anders über Gott! (Mt 4,12-17) Moderatoren: Weber
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Denkt anders über Gott! (Mt 4,12-17)  Dieses Thema wurde bisher 3.195 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
20 Januar 2008, 22:20 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Der heutige Evangelientext beginnt mit der beiläufigen Bemerkung, dass Johannes der Täufer ins Gefängnis geworfen worden war. Wenn man dann nachliest, was er wohl angestellt hat, stößt man auf seine Predigt. Die lautet: „Kehrt um! denn das Himmelreich ist nahe“ (Mt 3,2). Und genau das predigt auch Jesus am Ende dieses Textes. Meinen beide dasselbe, wenn sie denselben Wortlaut verwenden? Man könnte es annehmen, und doch liegen Welten dazwischen.

Johannes nimmt das Wort „Kehrt um! denn das Himmelreich ist nahe“ als Einleitung zu einer Strafpredigt oder Gerichtsandrohung. Er sagt: „Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entgehen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater… Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen“ (Mt 3,7-10). Das ist harter Tobak. Es wird übrigens nicht gesagt, ob das der Grund für die Gefangennahme war. Auf jeden Fall erscheint Gott in der Predigt des Johannes als gnadenloser Richter und Verderber. Vor ihm kann man sich nur schützen durch einen tadellosen Lebenswandel, sonst flippt dieser Gott aus. Und wer ist schon ohne Sünde? Johannes der Täufer predigt also ein angstbesetztes Gottesbild.

Wie anders dagegen ist das Gottesbild, das Jesus verkündet, obwohl er dieselben Worte verwendet. Das griechische Wort für Umkehr ist „meta-noein“ und heißt wörtlich übersetzt umdenken oder anders denken. Jesus gebraucht es im wörtlichen Sinn, will sagen: Denkt anders über Gott als die Menschen gemeinhin über Gott denken! Hier hat das Umdenken keine moralische Bedeutung, sondern eine theologische. Jesus sagt damit: Gott ist kein fürchterlicher Gott, kein Gott der Rache und des Verderbens, sondern ganz und gar Liebe. Gott ist frei geschenkte Liebe, die man sich weder durch gute Werke verdienen noch durch die Sünde verscherzen kann. Dieses ganz andere Gottesbild, zu dem sich die Menschen bekehren sollen oder umdenken sollen, können selbst die Evangelisten und die übrigen Briefeschreiber des Neuen Testaments nicht konsequent durchhalten. Immer wieder fallen sie ins alte Denken zurück und lassen Gott mit Gericht und Strafe und Rache drohen. So fest eingefahren sind die alten Denkstrukturen, auch unsere Denkstrukturen heute noch, dass wir alles Mögliche im Leben als Strafe Gottes deuten: Krankheit, Tod („der Tod ist der Sünde Sold“: Rm 6,23) oder persönliche Schicksalsschläge. Nein, Gott ist eindeutig gut, und seine Liebe zu den Menschen – zu allen Menschen – lässt sich nicht manipulieren, weder durch inständige Gebete noch durch liebloses Verhalten. Dabei ist zu bedenken, dass nach uraltem christlichen Glaubensverständnis alle Menschen als von Gott geschaffen angesehen werden und das Prädikat „sehr gut“ erhalten haben; also nicht nur die Frommen oder die Katholiken oder die Christen ganz allgemein, sondern eben alle, egal wie gläubig sie sind in welcher Religion auch immer oder sich als ungläubig bezeichnen mit oder ohne Begründung. Gott liebt sie alle. Fertig, aus! – Leider bleibt der Eindruck, dass die Kirche in ihrer Theologie und Verkündigung dem Gottesbild verhaftet geblieben ist, von dem sich Jesus selbst losgesagt und alle eingeladen hat, es ebenso zu tun.

Ein letzter Gedanke: Warum ist dieses neue, von Jesus verkündigte Gottesbild so wichtig? Es ist deshalb so wichtig, weil Religion generell angstfrei erlebt werden kann und die Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes besser zur Geltung kommt. Es ist gewissermaßen ein emanzipiertes Gottesbild, das den Gläubigen aus so mancher Abhängigkeit entlässt und ihm die Freiheit schenkt, Verantwortung für sich selbst und die Welt zu übernehmen.

Amen
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