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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Emmauserfahrungen (Lk 24,13-35) Moderatoren: Weber
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Emmauserfahrungen (Lk 24,13-35)  Dieses Thema wurde bisher 1.576 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
28 März 2008, 19:10 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

An heiligen Stätten erschließt sich nur selten die Wahrheit des Glaubens. So war es jedenfalls bei den Emmausjüngern. Was sie in Jerusalem erfahren hatten, dem Zentrum ihres religiösen Glaubens, war eine einzige Katastrophe. Jesus, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt und von dem sie Heil und Erlösung erwartet hatten, war unter Spott und Hohn verurteilt, gekreu-zigt und begraben worden. Und nun war schon der dritte Tag, seit das geschehen war. Ent-täuscht ziehen sie von dannen. – So das Stimmungsbild, das Lukas vom Ostersonntag zeich-net. Auf diesem Hintergrund beschreibt der Evangelist dann, was die Osterhoffnung aus-macht. Dazu nun drei Gedanken:

1.     Nicht in Jerusalem, sondern auf dem Weg
Nicht Jerusalem ist der Ort der Hoffnung, nicht der Tempel, nicht das Grab, sondern die Stra-ße, die von dort wegführt. Sie erinnern sich sicher noch an die Botschaft der Osternacht, wo die beiden Marias zum Grab Jesu gehen und vom Engel dort erfahren: „Er ist nicht hier (Mt 28,6a)…..er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden (V. 7b).“ Wahrschein-lich würde heute ein Engel im Vatikan den Gott suchenden Pilgern etwas Ähnliches sagen. Die Glaubenszentralen der Weltreligionen tun sich allemal schwer, echte Gotteserfahrung zu vermitteln, eher das Gegenteil ist der Fall.

Auf dem Weg ins heidnische Hinterland fernab vom Jerusalemer Tempelbetrieb machen die Jünger ihre Gotteserfahrung. Indem sie ihre Erlebnisse, ihre Zweifel, ihre Enttäuschungen und ihre Hoffnungen miteinander austauschen, ist Jesus einfach da, anwesend, mitten unter ihnen; er lebt, als wäre er nie gestorben. Sie teilen nicht nur ihre Erfahrungen miteinander, sondern auch das Brot, das tägliche, das zum Leben nötig ist. Und sie erkennen: nichts anderes hat Jesus getan. Sein Geist ist lebendig bei ihnen. – Auch heute kann man Gott erfahren: viel-leicht weniger auf Papst-Events und kirchlichen Großveranstaltungen, als vielmehr im gegen-seitigen Mitteilen der Sorgen und Enttäuschungen, im Teilen des Lebensnotwendigen, im Trösten und Ermutigen. Denn Jesus hat durch sein Wort und sein Tun in uns ein Kapital ange-legt an Grundvertrauen auf Gottes unendliche Liebe. Und die trägt in guten wie in bösen Zei-ten, selbst im Sterben und im Tod.



2.     Nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen
Sicherlich hatten die Emmausjünger ursprünglich ganz andere Erwartungen gehabt. Sie woll-ten etwas sehen, vor allem als sie erfuhren, dass die Frauen das Grab leer vorgefunden hatten. Zwar war die Botschaft von der Auferstehung unglaublich (selbst die Apostel hielten sie für Geschwätz und glaubten den Frauen nicht vgl. Lk 24,11), aber vielleicht war ja doch was Wahres dran. Wie mag er aussehen, der Auferstandene? Solche Gedanken beflügeln die Fan-tasie. Später wird in der christlichen Kunst der Auferstandene tausendfach gemalt, geschnitzt, gegossen. Und er, den man nicht mit den Augen sehen kann, ziert die Altäre bis heute. Augen können so hungrig sein. Da wird schnell mal ein Gebot außer Kraft gesetzt. „Du sollst dir kein Gottesbild machen…(Ex 20,4).“ Und weil sie nichts zu sehen bekommen, sind die Emmaus-jünger so traurig.

Auf dem Weg – weg vom Jerusalemer Tempelrummel – erfahren die Jünger dann doch noch, wie lebendig der Totgesagte in ihren Herzen ist. Gotteserfahrung ist Herzenssache!

3.     Nicht spektakuläres Wunder, sondern Liebe
Was kann Religion eigentlich leisten? Nichts, was man messen könnte wie eine physikalische Größe. Religion ist auch nicht für spektakuläre Wunder zuständig. Das zeigt uns die Em-mausgeschichte. Religion ist für das Herz zuständig – natürlich nicht im kardiologischen Sinn, sondern im theologischen. Religion ist dazu da, Gottes unendliche und letztlich unbe-greifliche Liebe in uns wach zu halten. Nichts anderes hat Jesus getan. Diese Liebe ist anste-ckend, sie ist anstiftend, sie allein verändert den Menschen zum Guten und damit auch die Welt. Die Liebe ist das Einzige, was den Tod überlebt. Von dieser Erfahrung erzählt die Em-mausgeschichte. Und ich bin sicher, dass manch einer von uns seine eigene Emmausgeschich-te erzählen könnte.

Amen
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