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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Vom Umgang miteinander (Mt 18, 15-20) Moderatoren: Weber
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Vom Umgang miteinander (Mt 18, 15-20)  Dieses Thema wurde bisher 1.890 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
25 August 2008, 20:32 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Die Texte des heutigen und des nächsten Sonntags gehören inhaltlich zusammen. Es geht um den Umgang miteinander in einer Gemeinde. Selten sind nämlich in einer Gemeinde alle ein Herz und eine Seele. Da gibt es Quertreiber, da gibt es Störenfriede, da gibt es Abweichler, da gibt es Sünder. Wie geht man mit ihnen um?

Im heutigen Text geht es um Abweichler, die zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Gleich zu Beginn nennt Matthäus den Sünder einen Bruder. Damit wird deutlich, dass der Quertreiber oder Sünder durch sein Tun nicht aufhört ein Bruder zu sein. Am Anfang soll das Gespräch unter vier Augen stattfinden. Ziel ist es, den Bruder zurück zu gewinnen. Also: Gewalt ist ausgeschlossen, ausgeschlossen ist auch, gleich an die Öffentlichkeit zu gehen und öffentlichen Druck gegen den Bruder zu erzeugen; ebenfalls ausgeschlossen ist das Reden mit anderen über den Bruder, sondern das direkte Gespräch mit ihm ist das Beste. Wenn das nicht fruchtet, sollen Zeugen hinzu gezogen werden. Wenn das auch nicht zum Ziel führt, soll die Gemeinde eingeschaltet werden – offenbar mit Autoritäten, deren Wort und Ansichten etwas gelten. Diese Reihenfolge in der Beilegung eines Konfliktes klingt schon ganz modern und entspricht durchaus dem Niveau heutiger Konfliktforschung. Doch der letzte Schritt ist problematisch. „Hört er auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.“ Zwar wird es in der Praxis oft so sein, dass man sich einfach trennt von dem, mit dem kein Auskommen ist; doch entspricht das nicht der Art Jesu. Vor allem sind im Umgang Jesu Zöllner und Sünder nie Ausgeschlossene, gewissermaßen Exkommunizierte. Vielmehr geht Jesus auf sie zu, hält mit ihnen Mahl, besucht sie zuhause – sehr zum Ärger der Frommen. Und auch die Heiden sind für Jesus keine Menschen, die man meiden sollte oder die als weniger wertvoll einzustufen wären. Im Gegenteil: in der Szene vom Weltgericht (Mt 25, 31-46) werden die Heiden wie die Gläubigen einzig nach ihren Werken der Barmherzigkeit beurteilt, nicht nach ihrem religiösen Bekenntnis. Und im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37) stellt Jesus den Juden einen Heiden als Beispiel vor Augen, weil er unkompliziert hilft, wo Hilfe nötig ist. „Geh, und handle genau so!“ sagt Jesus.

So modern diese Strategie der Konfliktbewältigung im heutigen Evangelium klingt, so sehr muss man daran zweifeln, dass es sich um ursprüngliche Worte Jesu handelt. Heiden und Zöller sind im Munde Jesu nie Negativbeispiele. Eher handelt es sich um ein ursprüngliches Wort des Matthäus, der – noch stark dem jüdischen Gesetzesdenken verhaftet – die Liebesbotschaft Jesu in ein Gesetz ummünzt. Liebe ist nämlich gesetzesuntauglich, will sagen: Liebe kann man nicht zum Gesetz erheben. Das wird deutlich im Evangelium des nächsten Sonntags, wo Petrus fragt: „Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben? Siebenmal?“ Da antwortet Jesus: „Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzig mal“, und das heißt: immer, ohne Begrenzung. Liebe ist grenzenlos.

Die letzten beiden Verse des heutigen Evangeliums lauten: „Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Es handelt sich um zwei selbständige Sprüche, die man eigentlich so oder anders öfter finden kann. Sie sind gewissermaßen biblische Redensarten, die überall ein- oder angefügt werden können. In diesem Zusammenhang erinnern sie daran, dass die Einheit zwischen Menschen immer auch eine Einheit mit Gott bedeutet. Wer sich um Frieden und Einheit unter den Menschen müht, hat Gott auf seiner Seite. Das ist manchmal der einzige Trost beim undankbaren Geschäft des Schlichtens und Versöhnens.

Amen.
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