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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Pauli Bekehrung (Apg 9, 1-22) Moderatoren: Weber
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Pauli Bekehrung (Apg 9, 1-22)  Dieses Thema wurde bisher 1.500 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
21 Januar 2009, 21:55 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

1. Die Bekehrung des Apostel Paulus als Festfeier hat ihre Tücken. Es gibt viele Gründe, den Apostel Paulus in der Kirche wert zu schätzen: seine Missionstätigkeit, seine Theologie, seine Authentizität von Glauben und Leben (er lebte, was er glaubte) und vieles mehr. Das Paulus-Jahr wird dafür sorgen, dass die Verdienste dieses selbsternannten Apostels ausgiebig in Erinnerung gerufen werden. Für die junge Kirche war Paulus ein großer Zugewinn, kam er doch auf spektakuläre Weise aus jenen Kreisen des Judentums, die die Christen verfolgten, und zwar blutig. So was geschieht häufig, wo Religionen miteinander rivalisieren. Und die Christen haben ihrerseits in der Geschichte ihre Blutspur gelegt, vor allem gegen die Juden. In dem Maße Paulus für die Christen ein Zugewinn war, war er für die Juden ein Abtrünniger. Denn er gehörte zur Schicht der schriftgelehrten Pharisäer und hatte wohl bei dem berühmten Gamaliel seine Ausbildung erhalten.

2. Den Übertritt des Paulus zur Gemeinde der Christen nannten diese Bekehrung. Das ist ein wertender Begriff. Wer sich bekehrt, verlässt einen falschen Glaubensweg und wendet sich dem richtigen zu. Paulus tut diesen Schritt aufgrund göttlicher Berufung und sicher auch aus persönlicher Einsicht. Vor seinem persönlichen Gewissen ist er verpflichtet, diesen Schritt des Übertritts zu tun, und aus seiner persönlichen Perspektive mag er das auch als Bekehrung ansehen. Nun haben die Christen ganz allgemein das Recht, ihren Glauben als den einzig richtigen zu betrachten. Aber schnell ist damit verbunden die Abwertung oder sogar Verachtung anderer Glaubensrichtungen. Und so entwickelt sich bei den Christen schnell die Überzeugung, dass alle Juden, um in den Himmel zu kommen, zuerst Christen werden müssen. Um das zu erreichen, gibt es friedliche Mittel oder auch weniger friedliche. Zu den friedlichen Mitteln gehört das Gebet – etwa so: „Lasset uns beten für die perfiden Juden: Gott, unser Herr, möge den Schleier von ihren Herzen wegnehmen, auf dass auch sie unsern Herrn Jesus Christus erkennen. –
Allmächtiger ewiger Gott, du schließt sogar die treulosen Juden von deiner Erbarmung nicht aus; erhöre unsere Gebete, die wir ob der Verblendung jenes Volkes vor dich bringen: Möchten sie das Licht der Wahrheit erkennen, welches Christus ist, und ihrer Finsternis entrissen werden“ Das ist der Originaltext der vorletzten Karfreitagsfürbitte, die seit dem Mittelalter oder noch länger gebetet wurde bis 1970, dem Datum der nachkonziliaren Liturgiereform. Papst Johannes XXIII. hatte 1959 lediglich den Ausdruck „perfide“ weggelassen. Er wurde später zum großen Reform- und Konzilspapst.

3. Was hat das Konzil geändert? In der Konstitution „Nostra Aetate“ formuliert das Konzil das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen neu. Man kommt zu der Erkenntnis, dass Mission als Ruf zur Umkehr vom Götzendienst zum lebendigen und wahren Gott nicht auf die Juden angewandt werden kann. Darum gibt es heute keine judenmissionarischen Aktivitäten mehr. Zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk geht es um die Begegnung „auf der Ebene ihrer je eigenen religiösen Identität“. So hat es Papst Johannes Paul II 1979 ausgedrückt. Einzelne Konversionen, die auf Grund einer sehr persönlichen Entscheidung erfolgen, sind darum nicht ausgeschlossen. Als eine solche persönlich bedingte Ausnahme muss man die sog. Bekehrung des Apostels Paulus sehen.

4. Für alle unverständlich hat Papst Benedikt XVI. im Juli 2007 durch eine großzügige Geste den katholischen Traditionalisten gegenüber erlaubt, dass in Zukunft auch die alte Form der sog. Tridentinischen Messe in Latein wieder verwendet werden darf. Nicht der Gebrauch des Lateins ist das Ärgernis, sondern die Zulassung der Formulierungen von vor 1960 in der Karfreitagsliturgie etwa. Man kann also so tun, als habe es kein Konzil gegeben. Wenn man den Schritt des hl. Paulus zum christlichen Glauben als „Bekehrung“ bezeichnet, rückt man den jüdischen Glauben in den Dunstkreis des Heidentums. Das ist nicht nur antisemitisch, sondern auch Beschmutzung des eigenen christlichen Nestes, weil der christliche Glaube seine eigenen Wurzeln im Judentum hat. Das heutige Fest hat seine theologische Problematik. Es bleibt zu hoffen, dass eine baldige Liturgiereform sich dieser Problematik annimmt.

Amen
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