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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Jesu Auftrag zur Seelsorge (zu Mt 9,36-10,8) Moderatoren: Weber
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Jesu Auftrag zur Seelsorge (zu Mt 9,36-10,8)  Dieses Thema wurde bisher 1.383 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
30 April 2009, 18:43 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Wenn es irgendwo im Neuen Testament einen eindeutigen Auftrag zur Seelsorge gibt, dann eben hier im Matthäusevangelium. Jesus hat die müden, erschöpften, verwahrlosten Menschen vor Augen, die wie Schafe sind, die keinen Hirten haben. Mit ihnen hat Jesus Mitleid. Und darum schickt er die Zwölf zu ihnen mit dem Auftrag: Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Und lasst die Menschen spüren: das Himmelreich ist euch nahe! Das ist ein klarer Auftrag zur nachgehenden Seelsorge. Es geht um den helfenden und heilenden Beistand für Menschen, die in schwierigen Grenzsituationen ihres Lebens Hilfe brauchen. Dass solche Seelsorge personalintensiv ist, weiß schon der Evangelist, weshalb er ausdrücklich anempfiehlt, den Herrn der Ernte um Aussendung möglichst vieler Erntearbeiter zu bitten.

Die Beschränkung auf die „Schafe des Hauses Israel“ entspricht dem Horizont des Matthäus, der als Jude für Judenchristen schreibt und die Heidenvölker noch nicht im Blick hat.

Die Kirche versteht sich zu Recht als Nachfolgerin der Zwölf und hält den Seelsorgeauftrag auch für sich verpflichtend. Es ist kritisch zu fragen, ob die Kirche diesem Auftrag heute gerecht wird.
Sie wird es nicht!

Zwar ist die seelsorgliche Befindlichkeit der Menschen heute keineswegs anders – sie sind müde, erschöpft, verwahrlost, orientierungslos, allein gelassen, krank, vereinsamt, ausgegrenzt, zum Teil lebensuntüchtig – aber die Kirche gibt sich zufrieden mit immer weniger Seelsorgern und rechtfertigt den Mangel als Gottes Willen. Das ist ein Verrat am Evangelium. Der Mangel liegt nämlich darin begründet, dass man die falschen Bedingungen für die Zulassung als Erntearbeiter stellt. Notwendige Eigenschaften für einen Seelsorger oder für eine Seelsorgerin wären: die Fähigkeit auf Menschen zuzugehen; sie zu ermutigen, ihr Schicksal selber zu wenden; Orientierung oder auch Führung anzubieten; Ausgrenzungen aufzuheben; lebenstüchtig zu machen. Mit dem im Christentum verankerten Menschenbild ist das kein Unterfangen. Stattdessen stellt die Kirche als Bedingung für den priesterlichen Dienst: Männlichkeit und Bereitschaft zur Ehelosigkeit – als wenn Weiblichkeit und Ehe für den priesterlichen Dienst disqualifizierten! Solche Bedingungen sind dem Evangelium fremd.

„Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“ Die Kirche sieht in dieser Aufforderung, möglichst viel um Priesternachwuchs zu beten. Aber damit ist das Problem nicht zu lösen. Es ist geradezu rührend, was in den Generalvikariaten an Werbung für Priesternachwuchs und Berufe der Kirche fabriziert wird. Entsprechend ist der Erfolg. „Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“ heißt nicht, unaufhörlich zum Himmel zu schreien; es heißt vielmehr, unüberhörbar Seelsorgerinnen und Seelsorger anzumahnen beim Herrn der Ernte in Rom. Eigentlich wäre das die Aufgabe der Bischöfe, die vor Ort den Seelsorgenotstand kennen und in Rom nach Lösungen suchen müssten, anstatt ihn als Gottes Fügung schön zu reden.

Meine Kritik ist hart, aber nicht härter als das Evangelium. Es ist für mich der Maßstab, an dem kirchliches Handeln zu messen ist, und wird es hoffentlich immer bleiben.

Amen.
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