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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Alles ist endlich, nur die ... (Mk 13, 24-32) Moderatoren: Weber
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Alles ist endlich, nur die ... (Mk 13, 24-32)  Dieses Thema wurde bisher 5.750 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
02 November 2009, 17:14 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Alles ist endlich, nur die Liebe nicht (Mk 13, 24-32)

Liebe Christen!

Das 13. Kapitel des Markusevangeliums, aus dem wir einige Verse gehört haben, nennt man die apokalyptische Rede Jesu. Jesus spricht vom Ende der Welt und verbindet das Chaos des Untergangs mit der Wiederkunft des Menschensohnes. Viel ausführlicher noch als Markus beschreiben Matthäus und Lukas den Weltuntergang und mahnen zur Wachsamkeit. Durch Wachsamkeit kann zwar das Ende der Welt nicht verhindert werden, aber die Jünger könnten darüber den Glauben verlieren, wenn sie nicht Acht geben. Es ist eine sehr bilderreiche und z. T. bedrohliche Sprache, die zart besaiteten Menschen sogar Angst machen kann. Ein schwieriger Text. Die Sprache ist uns fremd, die Bilder sind nicht unmittelbar zu verstehen und die eigentliche frohe Botschaft, die darin enthalten ist, ist nicht auf Anhieb zu erkennen. – Worum geht es hier?

1.     Alles ist endlich, und das ist gut so.
Der unmittelbare Anlass für diese apokalyptische Rede wird wohl die Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahre 70 n. Chr. gewesen sein. Nun ist es schwer vorstellbar, dass Jesus selber dieses Ereignis im Nachhinein, also nach seinem Tod, kommentiert hätte. Es handelt sich also um Geschichtsdeutung des Evangelisten, der die Wirren der Zeit mit seiner Frohbotschaft in Einklang bringen will.

Angesichts der Vergänglichkeit der Welt warnt Markus vor jeder Panikmache. Er will sagen: Wie die Erde einen Anfang gehabt hat, so wird sie auch ein Ende haben. Und wir könnten hinzufügen: Bis zum Ende wird es wohl noch etliche Milliarden Jahre hin sein, aber die Zeit läuft. In viel kleinerer Dimension gilt das aber auch von jedem Menschenleben: wie es einen Anfang hat, so hat es auch ein Ende. Im Buche Jesus Sirach heißt es: „Der Tod ist das Los, das allen Sterblichen von Gott bestimmt ist. Was sträubst du dich gegen das Gesetz des Höchsten? Ob tausend Jahre oder hundert oder zehn, im Totenreich gibt es keine Beschwerde über die Lebensdauer“ (41,4). Oder an anderer Stelle (Jesus Sirach 14, 17f.): „Wir alle werden alt wie ein Kleid; es ist ein ewiges Gesetz: alles muss sterben. Wie sprossende Blätter am grünen Baum / das eine welkt, das andere wächst nach -, so sind die Geschlechter von Fleisch und Blut: / das eine stirbt, das andere reift heran.“ Und was vom Leben gilt, das gilt auch von den Kulturen: sie kommen und gehen. Die altägyptische Kultur hat 3 ½ tausend Jahre bestanden und ist dann untergegangen. Dieses Werden und Vergehen kennzeichnet alles Sichtbare auf der Welt, auch die Religionen, das Christentum und die Kirche nicht ausgenommen. Nichts bleibt, wie es ist; der Wandel ist das einzig Beständige, das Ende unaufhaltsam. Der evangelische Theologe Klaus-Peter Jörns deutet dieses ständige Werden und Vergehen im positiven Sinn. Er sagt: „Alles Leben im Kosmos ist sterbliches Leben, Sterblichkeit ist keine Folge der Sünde, sondern der Kunstgriff des Schöpfers, durch den ein Vergreisen des Lebens verhindert wird.“

2.     Einzig das Wort Jesu hat Bestand.
„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Mk 13,30). Damit ist nicht dieses oder jenes Wort gemeint, sondern Jesu Botschaft insgesamt. Und die heißt: “Liebet einander, wie ich euch geliebt habe“ (Jo 13,34). Liebe ist das Einzige, was zählt – über den Tod hinaus. Manchmal ahnen wir das, z. B. am Grab eines Menschen, den wir geliebt haben und der uns geliebt hat. Da wird uns für einen Augenblick bewusst, dass der Tod eben nicht alles wegwischt und in Frage stellt. Aber schon bald holt uns der Alltag wieder ein: nämlich die Gier nach Geld und Gut, als ob wir damit unser Leben verewigen könnten. Nichts können wir.

Darum verbinden die anderen beiden Evangelisten Matthäus und Lukas mit dem Thema Weltuntergang die eindringliche Mahnung: „Seid wachsam!“ Denn wie schnell ist die Botschaft Jesu vergessen, dass nur die Liebe zählt! Es könnte also geschehen, dass am Ende eben doch das Ziel des Lebens oder der Sinn des Lebens verfehlt werden. Sie kennen das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen bei Matthäus, die durch ihre Dusseligkeit sich selber ins Abseits bringen. Und Sie kennen die Vision vom Weltgericht (ebenfalls bei Matthäus), wo letztlich nur die Werke der Barmherzigkeit Bedeutung haben. Das ist die eigentliche frohe Botschaft im ganzen Untergangsszenario: Liebe ist alles!

3.     Was meint das Wort vom Kommen des Menschensohnes?
Jesus gilt als der Menschensohn, und das heißt: er ist ein Sohn der Menschen wie du und ich und zugleich ein Sohn mit göttlicher Sendung. Sein Erscheinen am Ende wird uns Menschenkindern bestätigen und einsichtig machen, dass die Botschaft des Menschensohnes Jesus wahr ist: nämlich, dass nur die Liebe zählt. Wir werden erkennen: Für diese Liebe hat es sich gelohnt zu leben, für diese Liebe hat es sich gelohnt zu sterben. Wer in diesem Leben liebt, kommt nicht zu kurz – auch wenn es manchmal den Anschein hat.

Oft findet man große Wahrheiten in kleinen Sprichwörtern treffend ausgedrückt. So sagen die Chinesen, wenn sie der Liebe wegen auf etwas verzichten: „Für Menschen, die lieben, ist sogar das Wasser süß.“

Amen.
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