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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Wer ist Jesus? (Lk 9, 23-36) Moderatoren: Weber
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Wer ist Jesus? (Lk 9, 23-36)  Dieses Thema wurde bisher 2.695 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
21 Februar 2010, 15:06 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Wer war Jesus? Das ist eine Frage, die fast nicht zu beantworten ist. Und doch gibt es viele Antworten. Jeder, der sich mit Jesus beschäftigt, gibt seine persönlich gefärbte Antwort: Sie und ich und so auch die vier Evangelisten – und keineswegs sind alle Antworten gleich. Während Johannes die Verklärung Jesu überhaupt nicht erwähnt, erzählen die drei Synoptiker (Matthäus, Markus und Lukas) die Geschichte der Verklärung jeder auf seine Weise, also nicht gleich lautend. Nur Lukas verrät uns – vielleicht ein Scherz? – dass die drei Hauptgemeindeführer Petrus, Johannes und Jakobus bei diesem Ereignis glatt eingeschlafen sind. Ein böses Omen für die später Verantwortlichen in der Kirchenleitung? Ich hoffe nicht.

Nun worum geht es? Lukas will – wie seine Parallelüberlieferer Markus und Matthäus – mit dieser Verklärungserzählung mehr Klarheit schaffen auf die Frage, wer Jesus ist. Folgende Aussagen gibt es im Lukasevangelium über Jesus bereits: Jesus ist der Sohn der Maria und des Josef („Man hielt ihn für den Sohn Josefs“ 3,23; „Sie sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs?“ 4,22); er heilt Besessene und Kranke („Er legte jedem Kranken die Hände auf und heilte sie.“ 4,40); er begeistert Menschen und ruft in seine Nachfolge (siehe die Berufung der ersten Jünger 5,1-10); er interessiert sich für die Sünder, nicht für die Gerechten („Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten“ 5,31f.); er korrigiert die traditionelle Auslegung des Gesetzes und macht damit die Gesetzestreuen wütend (nach der Heilung eines Mannes am Sabbat: „Da wurden sie von sinnloser Wut erfüllt und berieten, was sie gegen Jesus unternehmen könnten“ 6,11); sogar Tote erweckt er zum Leben (den Jüngling von Nain 7,11-17; und die Tochter des Jairus 8,49-56); er hat Macht über Wind und Wellen („Was ist das für ein Mensch, dass sogar die Winde und das Wasser seinem Befehl gehorchen?“ 8,22-25); er speist Tausende von Menschen (9,12-17). Das alles hat Lukas bereits über Jesus gesagt. Und nun die Verklärung. Welche Klärung liegt Lukas am Herzen?

Lukas will den Leitern der späteren Gemeinden klar machen, dass Jesus auf dem Boden der großen jüdischen Tradition steht; denn er redet mit Mose und Elia (9,31f.), die zu den großen Lichtgestalten der Vergangenheit gehören. Und Lukas will klar machen, dass Jesus mit seinem Reden und Tun in Einklang steht mit dem verborgenen Judengott Jahwe, der sagt: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“ (9,35). Doch Petrus und seine Begleiter sind eingeschlafen, und vielleicht deshalb haben sie später nichts erzählt. Nur einen winzigen Augenblick sind sie wach und sehen Glanz und Gloria und wollen dann gleich Hütten bauen. Verstanden haben sie wahrscheinlich gar nichts. Denn als die Wolke über sie kommt und ihren Schatten auf sie wirft, bekommen sie Angst. – Die Wolke mit ihrem Schatten lässt nämlich die Wirklichkeit wieder bewusst werden: Jesus muss sterben: gewaltsam und ungerecht, bevor er der Herrlichkeit teilhaftig werden kann.

Vielleicht ist die Verklärung Jesu eine Vision oder eine literarisch erdachte Erfahrung, deren Sinn der gleiche ist wie etwa die Leidensvorhersage Jesu nur wenige Verse vorher: „Der Menschensohn muss Vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen“ (9,22). Das soll die Gemeinden in den frühen Jahren trösten und ermutigen, als sie den Verfolgungen ausgesetzt sind und Spott und Erniedrigung über sich ergehen lassen müssen. Jesus soll da das große Vorbild sein.

Was mag sich Lukas dabei gedacht haben, wenn er schreibt, dass die späteren Kirchenoberen Petrus, Johannes und Jakobus diese Offenbarung verschlafen haben? Soll das eine versteckte Kritik an theologischen Einstellungen führender Gemeindeleiter sein? Zum Glück wissen Matthäus und Markus von diesem Schlaf nichts. Wir halten fest: Das Evangelium verspricht uns nicht den Himmel auf Erden – auch Jesus selber nicht –, sondern prophezeit Not, Verfolgung und Tod mit Hoffnung auf Auferstehung oder Verherrlichung. Das macht es leichter, den Kreuzweg des Lebens anzunehmen, ohne die Freude am Leben zu verlieren.

Amen.

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