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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Christen erkennt man an der Liebe (Joh 13, 34-35) Moderatoren: Weber
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Christen erkennt man an der Liebe (Joh 13, 34-35)  Dieses Thema wurde bisher 2.392 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
02 Mai 2010, 17:26 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Liebe ist das Erkennungszeichen der Christen. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (13,35). Das schreibt der Evangelist Johannes, kurz nachdem er die Fußwaschung Jesu berichtet hat. Dort hatte Jesus gesagt: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (13,15). Die Liebe ist der Ausweis des Christlichen schlechthin. – Zu diesem Riesenthema nun drei Gedanken:

1.     Nicht der Glaube ist Ausweis der Jüngerschaft.
In der Kirche sind wir eigentlich gewohnt, den Glauben als das Wichtigste anzusehen. Wer in die Kirche aufgenommen oder wieder aufgenommen wird, muss das Glaubensbekenntnis aufsagen. Bei der Kindertaufe tun es die Eltern und Paten stellvertretend für das Kind. Obwohl – das ist meine Überzeugung – kaum jemand mit den einzelnen Glaubensformeln innerlich das verbindet, was einst zu dieser Formulierung geführt hat, wird diesem gebetsmühlenhaften Aufsagen größte Bedeutung beigemessen. Um der Reinerhaltung dieses Glaubens wurden Theologen suspendiert, exkommuniziert und im Mittelalter sogar gefoltert und getötet. Für die Ausbreitung des Glaubens wurden Kreuzzüge unternommen von Leuten, die heute noch als Heilige verehrt werden. Um des Glaubens willen wurden und werden Kriege geführt – übrigens nicht nur von Christen. Jeder religiöse Glaube ohne Liebe führt unweigerlich in den Fanatismus. Ist es da nicht wohltuend, dass Johannes aus seiner Sicht des Christlichen nicht den Glauben, sondern die Liebe an die erste Stelle setzt? An der Liebe soll man erkennen, wer Jünger Jesu ist. Und nun stellen Sie sich vor, das würde man zum entscheidenden Kriterium machen im ökumenischen Miteinander.

2.     Was kann die Liebe verändern?
Die Liebe als das entscheidende Kriterium in der Ökumene würde an erster Stelle den Andersgläubigen in seinem Anderssein achten und wertschätzen und ihm nicht, wie erst in jüngster Zeit von Rom geschehen, absprechen, wahre Kirche Jesu Christi zu sein. Die Liebe würde ganz selbstverständlich eucharistische Gastfreundschaft zulassen, ja pflegen. Der nächste ökumenische Kirchentag, der in München stattfindet, wird die Ökumene keinen Schritt weiter bringen. Haben doch der evangelische Kirchentagspräsident Eckhard Nagel und sein katholischer Kollege Alois Glück bereits im Vorfeld darum gebeten, „die in den Kirchen gültigen Regeln zu achten und in Bezug auf Eucharistie und Abendmahl in ökumenischer Sensibilität miteinander umzugehen“. Im Klartext heißt das: keine gemeinsame Eucharistie, kein gemeinsames Abendmahl. Was da Sensibilität bedeuten soll, ist klar: Liebe hat hier nichts zu suchen. Der Kirchentag wird eine Farce sein, weil schon jetzt fest steht, dass es keinen Fortschritt geben darf.

Natürlich geht es nicht nur um die Ökumene. Wenn zwei Menschen sich lieben, dann akzeptieren sie die Unterschiede und das Anderssein nicht nur, sondern wollen es und sehen darin eine Bereicherung der Partnerschaft. Respekt vor der Eigenart der Persönlichkeit und Annahme der individuellen Prägung und Entfaltung des Partners / der Partnerin sind ganz selbstverständliche Merkmale wirklicher Liebe. Liebe, die dem geliebten Gegenüber keine Freiheit zum Atmen lässt, ist in Wahrheit keine Liebe. Freiheit und Liebe sind Geschwister, keine Feinde.

3.     Gott ist die Liebe.
Das ist die Definition Gottes in den johanneischen Schriften. Sie entspricht dem Gottesnamen des Ersten (Alten) Testaments, wo Gott der „Ich-bin-der-ich-bin“ genannt wird. Und dieser „Ich-bin-der-ich-bin“ sagt zu seinem Ebenbild Mensch: Auch du darfst sein, der du bist. Das ist seine Liebe. Sie schenkt Freiheit und eröffnet alle Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung. Gott liebt aus dem Menschen heraus, was an Größe und Einmaligkeit in ihm angelegt ist. Gottes Liebe klammert nicht, sie ergreift nicht Besitz, sie beherrscht nicht und engt nicht ein. Nein. Genau das Gegenteil ist der Fall. Gott traut dem Menschen zu, dass er seinen ureigensten Weg findet, dass er seinem Wesen Gestalt gibt, dass er er selbst wird.

Aber auch umgekehrt gilt: der Mensch, der Gott wirklich liebt, lässt auch Gott Gott sein. Wer Gott liebt, schreibt ihm nicht ständig vor, was er zu tun und zu lassen hat, versucht nicht, auf Gottes Wege Einfluss zu nehmen. Wer Gott liebt, nimmt aus seiner Hand an, was er schenkt und was er zumutet und akzeptiert auch seine dunklen Seiten. Die Liebe erträgt alles.

Amen.
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