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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Dem Tun eine Mitte geben! (Lk 10, 38-42) Moderatoren: Weber
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Dem Tun eine Mitte geben! (Lk 10, 38-42)  Dieses Thema wurde bisher 2.954 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
04 Juli 2010, 19:17 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Die kleine Begebenheit, wo Jesus die beiden Schwestern Maria und Martha besucht, wird nur im Lukasevangelium erzählt. Wir wollen uns die Situation noch einmal vergegenwärtigen: Der Mann Jesus besucht die beiden Frauen Maria und Martha, was in der damaligen Zeit sich eigentlich nicht gehörte. Ebenso ungehörig ist es, dass die beiden Frauen einen Mann aufnehmen und ihn bewirten. Aber Übertretungen von gesellschaftlichen und religiösen Normen sind wir bei Jesus gewohnt. Martha sieht sich als Gastgeberin in der Pflicht, für Jesus zu sorgen, während Maria sich zu Füßen Jesu setzt und zuhört. So weit so gut. Als aber Martha anfängt, ihre eigene Tätigkeit höher zu bewerten als das Zuhören ihrer Schwester Maria, kommt es zu einer kleinen Konfrontation: Jesus soll die zuhörende Maria dazu bewegen, der reichlich beschäftigten Martha zu helfen. Die Antwort Jesu auf dieses Ansinnen ist zumindest ungewöhnlich. Zwar lobt er Martha mit den Worten: „Martha, Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen.“ Aber dann nimmt er die zuhörende Maria in Schutz. „Nur eins ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“ Eine solche Antwort hätte kein unvoreingenommener Leser erwartet.

Die Auslegungsgeschichte dieser Stelle ist interessant. Wenn Männer – also Theologen – diese Geschichte auslegen, geht es ihnen meist um Entweder / Oder. Sie sagen etwa: Jesus gibt der Kontemplation den Vorrang vor der Aktion. Und das widerspricht eigentlich dem männlichen Tatendrang. Sagen wir nicht oft: „Red´ nicht so viel, tu lieber was!“? Das Tun scheint in unserer weithin männlich geprägten Zivilisation einen höheren Stellenwert zu haben als das Zuhören in Ruhe oder das Nachdenken in Stille. Was nicht äußerlich sichtbare Aktivität ist, wird leicht als Faulenzen missverstanden. Wo kämen wir auch hin, wenn keiner mehr arbeiten würde, stattdessen sich alle der philosophischen oder meinetwegen auch theologischen Beschaulichkeit hingeben würden?

Wenn Frauen diese Stelle auslegen – also Theologinnen, dann steht nicht das Entweder /Oder im Vordergrund, sondern der Versuch, beide Haltungen miteinander zu versöhnen. Theologinnen weisen darauf hin, dass beide Seiten – also die aktive wie die passive – als Frauenrollen dargestellt werden. So entfällt die Versuchung, aktiv und passiv als Geschlechter unterscheidende Merkmale zu sehen. Es sind vielmehr zwei Verhaltensweisen, die in jedem Menschen vorhanden sind und ins rechte Gleichgewicht gebracht werden müssen. In der Kontemplation wird die Mitte des Lebens festgelegt, der Sinn des Lebens, das Eigentliche, auf das es ankommt. Wenn diese Mitte gefunden ist, will sie auch umgesetzt werden im aktiven Tun. Aktives Tun dagegen, das keine Mitte hat, wird zum blinden Aktionismus. Sie kennen den Werbeslogan: „Ford – die tun was.“ Das klingt gut, das klingt männlich. Doch sollte man zuvor darüber nachdenken, ob das, was man tut, auch das Richtige ist. Es geht also nicht darum, das Eine gegen das Andere auszuspielen, sondern beides in Ausgewogenheit miteinander zu versöhnen.

Auf unseren Glauben bezogen will Lukas mit dieser Begebenheit sagen: Was immer wir tun, braucht eine Mitte, und die ist Jesus. Natürlich soll das, wofür Jesus steht, auch im Tun umgesetzt werden. So lobt Lukas in seinem Evangelium unmittelbar vor dieser Geschichte die beherzte Tat des barmherzigen Samariters, um dann sogleich eine Korrektur mit der Erzählung vom Besuch Jesu bei den beiden Schwestern anzufügen. Es liegt im Charakter eines jeden Menschen begründet, welche Seite, die aktive oder die passive, vorherrscht. Auf keinen Fall können wir auf die Mitte allen Tuns verzichten: Jesus; denn er ist der Sinn unseres Lebens.

Amen.

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