Forum Einloggportal
Loginname: Einen Zugang registrieren
Passwort:     Passwort vergessen?

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Reichtum verpflichtet (Lk 16, 19-31) Moderatoren: Weber
Mitglied(er) im Forum
Keine Mitglieder und 3 Gäste

Reichtum verpflichtet (Lk 16, 19-31)  Dieses Thema wurde bisher 1.618 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
1 Seiten 1 Thema empfehlen
Weber
18 September 2010, 09:15 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
Board Moderator
Beiträge: 210
Liebe Christen!

Unter den Evangelisten ist Lukas der große Geschichtenerzähler. Natürlich erzählt er so, wie man damals die Welt und das Jenseits verstand. Das wird auch in der Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus deutlich. Einige Beispiele sollen zeigen, was ich meine.

Beispiele antiquierter Vorstellungen.
Zum Beispiel ist es eine selbstverständliche Überzeugung in der damaligen Zeit, dass es nach dem Tod eine ewige Vergeltung gibt. Diese Vorstellung teilen heute nicht mehr alle Gläubigen. – Zum Beispiel ist von einer Unterwelt bzw. Hölle die Rede, wo Feuer vermutet wird. Der Reiche leidet Feuerqualen, während der arme Lazarus von Engeln in den Schoß Abrahams getragen wird. Lazarus wird übrigens nicht wegen guter Werke belohnt, sondern allein wegen seiner Armut und Verachtung.  – Zum Beispiel findet eine Zwiesprache zwischen dem reichen Mann und Abraham statt, als würde sie im Hier und Heute stattfinden. Die Jahrhunderte, die dazwischen liegen, spielen offensichtlich keine Rolle.

Solche Ungereimtheiten dürfen uns nicht den Blick verstellen für die eigentliche Botschaft, die Lukas mitteilen will. Dennoch ist es nicht ganz leicht festzulegen, was denn die beabsichtigte Aussage ist. Zwei Dinge können wir ausschließen: die Geschichte ist keine Trostbotschaft für Arme, die auf die Ewigkeit vertröstet werden sollen. Und es ist auch keine Drohbotschaft für Reiche schlechthin. Denn Reichtum ist nichts Böses. Er kann – wie  die Geschichte zeigt – zu einem verfehlten Leben führen, kann aber auch eine große Chance sein. Letzteres hat Lukas übrigens in seiner Erzählung vom barmherzigen Samariter gezeigt.

Die eigentliche Botschaft
Die eigentliche Botschaft dieses Textes lautet etwa so: Der Reiche hat immer eine soziale Verantwortung dem Armen gegenüber. Man kann es auch kürzer ausdrücken: Reichtum verpflichtet.

Wenn dieser Aspekt der entscheidende ist, dann hat ihn Lukas in eine spannende Geschichte verpackt, eben auch mit den zeitbedingten Vorstellungen von der ewigen Vergeltung, den Dialogen im Jenseits und all den Dingen, die wir heute nicht mehr so nachvollziehen können. Lukas will seine Hörer bzw. Leser fesseln, er will sie wachrütteln und sie zur Sinnesänderung führen. Gerade Lukas verliert die Armen nie aus dem Auge. Immer wieder greift er das ewig aktuelle Problem von Arm und Reich auf und appelliert an die Verantwortung der Reichen für die Armen.

Spätestens an dieser Stelle merken wir auch selber, was wir falsch machen; denn die Mehrzahl der hiesigen Christen sind Reiche und nicht Arme. Wir unterscheiden uns eher im Grad des Reichtums denn als Reiche und Arme. Und wenn wir uns mal selber kritisch beobachten, wie wir mit unserem Reichtum umgehen, dann ist das manchmal beschämend. Ständig können wir uns dabei ertappen, wie einer vor dem Anderen mehr zu haben vorgibt als er in Wirklichkeit hat. Es ist wohl die ständige Versuchung des Reichtums, mit ihm zu protzen, anzugeben und andere zu erniedrigen. Der Reiche braucht anscheinend den Neid der Anderen.

Eine christliche Botschaft?
Was Lukas da erzählt, ist das eigentlich eine christliche Botschaft? Auf jeden Fall beruft er sich nicht auf ein Wort oder auf eine Anweisung Jesu. Die Geschichte scheint übrigens viele hundert Jahre älter zu sein als das Christentum, sie stammt wahrscheinlich aus Ägypten. Trotzdem greift Lukas sie auf, um den Geist Jesu zu aktualisieren. Es ist wohl eine Spezialität des Lukas, in Alltagssituationen aufzuzeigen, wie verantwortungsvolles Handeln aussieht. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist das große Vorbild (weit größer als die Priester und die Leviten) der einfache Mann aus Samarien, dessen Glaube von den Juden sogar als Irrglaube disqualifiziert wird.

Vielleicht will Lukas auch sagen, dass eigentlich jeder weiß, was sich gehört, wenn er nur auf die innere Stimme des Guten hört. In einer Multi-Kulti-Gesellschaft, wie wir sie heute hier erleben, werden wir uns ohnehin auf gemeinsame Normen und ethische Standards einigen müssen, um überhaupt zusammen leben zu können. Da wird es uns nicht gelingen, ständig auf die Normen christlicher Moral zu verweisen, um die Anderen auf Vordermann zu bringen. Eigentlich zeigt Lukas, dass das möglich ist. Man muss nur das Gute wahrnehmen und anerkennen, was Menschen anderen Glaubens oder anderer Weltanschauungen tun. Der theoretische Glaube allein macht noch keinen zu einem guten Menschen.

Amen.
geloggt Offline
PrivatnachrichtPrivatnachricht
1 Seiten 1 Thema empfehlen
Thema ausdrucken Thema ausdrucken

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Reichtum verpflichtet (Lk 16, 19-31)

Thema Bewertung
Für dieses Thema existiert derzeit keine Wertung