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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Stärke unseren Glauben (Lk 17, 5-17) Moderatoren: Weber
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Stärke unseren Glauben (Lk 17, 5-17)  Dieses Thema wurde bisher 4.000 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
18 September 2010, 09:19 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Herr, stärke unseren Glauben! (Lk 17, 5-17)

Liebe Christen!

Der heutige Evangelientext ist deutlich zweigeteilt: da ist zunächst die Bitte der Apostel an Jesus: Stärke unseren Glauben! (V.5 und 6). Dann folgt die Rede vom unnützen Sklaven (V. 7-10). Beide Texte bilden in sich eine Einheit, sind aber nicht innerlich miteinander verbunden. Es handelt sich um Sinnsprüche ohne Angaben von Ort, Zeit und Umständen der Entstehung. Daher will ich zu den beiden Sprüchen einige kurze Anmerkungen machen, die mir beim Lesen in den Sinn gekommen sind.

1. Stärke unseren Glauben!
Diese Bitte scheint zu allen Zeiten aktuell gewesen zu sein, selbst zu neutestamentlichen Zeiten schon. Wie gesagt, ein besonderer Anlass wird nicht erwähnt, warum die Apostel um die Stärkung ihres Glaubens bitten. Aber sie werden ihre Gründe dafür gehabt haben. Umso mehr mögen wir darüber nachdenken, warum diese Bitte heute wohl sinnvoll ist.

Wenn ich die Zeichen der Zeit richtig deute, sind in den letzten fünfzig Jahren die Menschen nicht ungläubiger geworden, aber sie haben große Probleme mit der Kirche. Nach einem euphorischen Aufbruch der Kirche in die Moderne durch das II. Vatikanische Konzil, das Papst Johannes XXIII. einberufen hatte, kamen schon bald die mehr oder weniger ängstlichen Bedenkenträger auf den Stuhl Petri. Die Weichen, die das Konzil gestellt hatte, wurden nicht befahren, die lang ersehnten Freiheiten für Theologie und Pastoral wurden wieder reglementiert. Die Konservativen stoppten die ökumenische Arbeit, der Reformstau nahm insgesamt zu.

Das gegenwärtige Bild der Kirche ist traurig. Viele Menschen haben sich von der Kirche abgewandt – selten aus Unglauben, die meisten aus Enttäuschung. Reformunwillig, wie die Kirche sich gibt, versucht man sich auf konservative Weise gesund zu schrumpfen. Das Ergebnis ist ein Desaster: Gemeinden werden zusammengelegt oder platt gemacht, personale Seelsorge wird immer seltener, Ansprüche von Seiten der Gemeinden werden in Schranken gewiesen. Die Verkündigung hat Fast-Food-Charakter; denn das Internet bietet Predigten light. Dabei würde die Zulassung von verheirateten Männern und Frauen ins Priesteramt die schlimmste Not beheben. Hinzu kommen die Missbrauchsfälle, die in den letzten Monaten aufgedeckt wurden. Sie liegen teils Jahrzehnte zurück. Aber sie belasten die Kirche sehr.

Da hab ich selber schon manchmal gebetet: Herr, stärke meinen Glauben! Und so ähnlich geht es wohl vielen.

2. Die Rede vom unnützen Knecht
Das aufgeklärte Menschenbild des 21. Jahrhunderts und unser – auch christlich begründetes – soziales Empfinden verbietet es eigentlich, heute noch vom unnützen Sklaven zu sprechen, egal in welchem Zusammenhang. Wenn ich dieser Rede heute dennoch einen Sinn unterlegen will, kann ich es nur aus dem Selbstverständnis Jesu herleiten. Dann ist Jesus derjenige, der den Menschen dient, ohne daran zu verdienen. Er wäscht den Aposteln nicht den Kopf, sondern die Füße. Und diese Haltung erwartet er auch von denen, die in seine Nachfolge treten. Sein wie Jesus, heißt dann das Motto. Unnütz würde ich das allerdings nicht nennen.

Manchmal muss man eben auch die Sprache der Bibel und die Bilder, die sie gebraucht, zurechtrücken. Denn die Zeiten ändern sich, und die altertümliche Redeweise bedarf der Korrektur, damit die Frohbotschaft auch heute noch als frohe rüberkommt.

Amen.
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