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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Amt  ›  Die Chancen des Priestermangels Moderatoren: Weber
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Die Chancen des Priestermangels  Dieses Thema wurde bisher 2.542 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
21 Januar 2012, 10:58 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Wir sind es gewöhnt, die ständig abnehmende Zahl der Priester als Priestermangel zu bezeichnen. In Mayen sieht das so aus: Pfarrer Veit hat acht Pfarreien mit zwei Filialen von insgesamt etwa 14000 Katholiken. Mit Kaplan Lenz und zwei Diakonen versucht er, in allen neun Kirchen Gottesdienste zu organisieren. Wenn es nicht die Pensionäre gäbe, wäre das manchmal kaum möglich, vor allem, wenn ein Hauptamtlicher wegen Krankheit oder aus anderen Gründen ausfällt. Die frühere Anzahl der Gottesdienste wurde stark reduziert, also dem Bedarf und der Kapazität der Priester angepasst. Ich habe den Eindruck, dass die Gottesdienste zum Schwerpunkt der Pastoral geworden sind; denn die Messen sind in der Regel gut vorbereitet, sehr feierlich und auch reichlich lang. Um anderes hingegen kümmert sich Pfarrer Veit – wie er mir selber sagte – nicht mehr. So hat er die Leitung des Kirchengemeindeverbandes mit all seinen Zuständigkeiten einem Ehrenamtlichen übertragen und hat damit selber keinen Sitz und keine Stimme mehr in diesem Gremium. Die faktische Entwicklung geht dahin, dass Kirche sich in ihren Strukturen gewaltig verändert. Und das hat auch seine Chancen, über die ich jetzt etwas sagen möchte.

1.     Glaube als Ausweis der Kirche.
Wir sind längst auf dem Weg zu einem neuen Kirchenverständnis. Früher hing alles an dem geweihten Priester. Wo er war, war Kirche. Und ohne ihn, fühlte man sich nicht als Kirche. Die Zukunft wird ein neues Kirchenverständnis hervorbringen. Und da ist das Kennzeichen von Kirche der gemeinsame Glaube. Wo Glaube ist, da ist Kirche – und nicht erst da, wo möglichst viele Priester gleichzeitig auftreten. Wir haben noch weitgehend ein priesterzentriertes Kirchenverständnis. Die Verwaltungskomponente der Gemeindeleitung kann offenbar auch von anderen als dem geweihten Priester wahrgenommen werden. Wenn diese Arbeit dann noch angemessen bezahlt würde, wäre das ein Stück Anerkennung der Kompetenz und Respekt vor der Arbeit des Leiters. Ein Ehrenamtlicher, der ja keinen Arbeitsvertrag hat und zudem Laie ist, kann zu schnell und ganz unkompliziert abgeschoben werden. Das dürfte nicht sein. Aber so weit geht die Reform noch nicht.

2.     Unterschiedliche Dienst-Ämter für unterschiedliche Aufgaben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass in Zukunft nicht mehr alles allein am Pastor hängen muss. Für unterschiedliche Aufgaben, die sich in einer Gemeinde stellen, könnten kompetente und gewissenhafte Laien bestellt werden, die diese Aufgaben selbständig und mit voller Verantwortung wahrnehmen. Dabei geht es nicht nur um Verwaltung, sondern auch pastorale Aktivitäten könnten so von Laien selbständig wahrgenommen werden. Nicht unmöglich scheint mir auf Dauer eine demokratische  Beteiligung der Gemeinde bei der Besetzung von Parrstellen und der Wahl eines Bischofs. Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber wenn die Kirche die weggelaufenen Schafe wieder zurück gewinnen will, dann muss sie schon etwas bieten, und zwar etwas, was die Kirche zu einem modernen Gemeinwesen macht. – Gewiss ist die Angst groß, Laien seien nur Störenfriede und würden das Ganze entzweien. Ich bin da anderer Ansicht. Es gibt bei Laien nicht selten Kompetenzen, die man beim Klerus vermisst. Und das sollte man sich durchaus zunutze machen. Wer keine Veränderung will und deshalb auf die Unveränderbarkeit der Strukturen pocht, schadet der Kirche.

3.     Reformen, die wirklich verändern.
Dass Männer und Frauen, Verheiratete und Unverheiratete (also Zölibatäre) gleichberechtigten Zugang haben müssten zu allen Ämtern und so auch zu den Weihe-Ämtern, ist eigentlich selbstverständlich und längst überfällig. Ich denke, der sog. Priestermangel setzt etwas in Gang, was ohne den Priestermangel wahrscheinlich keine Chance in der Kirche hätte. So hat alles auch sein Gutes. Es wird auch an den Gemeinden liegen, dass sie ihr Schicksal selber mit in die Hände nehmen. Glauben sie mir, dass der gegenwärtige Trend, immer mehr Gemeinden zusammen zu legen und dem leitenden Pastor aufzubürden, sehr schnell ein Ende haben wird. Dann wird man sich darauf besinnen, dass die Berufung durch Jesus eine Berufung in seine Nachfolge und ins Reich Gottes war. Und das ist nicht identisch mit der Berufung zum zölibatär lebenden Priester.

Amen.
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