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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Ökumene  ›  Alle sind eingeladen Moderatoren: Weber
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Alle sind eingeladen  Dieses Thema wurde bisher 2.631 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
22 Februar 2012, 20:46 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Der Gründonnerstag ist der Tag des Erinnerns an das letzte Abendmahl. Wie war das damals? Jesus sagt: „Kommt, nehmt, esst und trinkt!“ Jesus ist Gastgeber, seine Gabe ist er selber. Eingeladen waren damals die Jünger, und zwar nicht nur die Unbescholtenen, sondern auch die Versager – z. B. Judas, der Jesus verraten sollte, Petrus, der ihn verleugnen wird, Thomas, der an die Auferstehung nicht glauben will und deshalb als der Ungläubige gilt, Matthäus, der Zöllner und Sünder. Sie alle sind willkommen beim Mahl der Liebe, weil die Liebe keine Bedingungen stellt.

Unsere katholische Praxis.
Wie schwer tun wir uns dagegen in unserer Kirche mit der Zulassung zu diesem Mahl der Liebe! Ausgeschlossen wird, wer sein Leben anders als nach kirchlichen Grundsätzen gestaltet; ausgeschlossen wird, wer dieser Kirche den Beitrag aufkündigt; außen vor bleiben die Christen anderer Konfessionen, ganz zu schweigen von den Ungetauften, die sich durchaus in der Liebe mit Gott oder mit bestimmten Christen verbunden fühlen mögen. Unsere Ökumene steckt in einer Sackgasse. Die Argumente, die das Mahl der Liebe einem kleinen Kreis vorbehält, überzeugen schon lange nicht mehr. Was ursprünglich im Munde Jesu eine bedingungslose Einladung an alle war, ist in der Praxis unserer Kirche zu einer internen Veranstaltung geworden mit kontrolliertem Zutritt. Wer heute dagegen
auf ökumenischen Fortschritt pocht, macht sich verdächtig.

Verpasste Chancen.
Dabei hat es im vergangenen Jahrhundert mit dem II. Vatikanischen Konzil durchaus Chancen gegeben, in der Frage der Ökumene voran zu schreiten. Papst Johannes XXIII., der das Konzil einberufen hatte, wollte mit der Zustimmung der ganzen Kirche ein Aggiornamento, einen mutigen Schritt zur Erneuerung und Zukunftsfähigkeit der Kirche tun. Dieser Begriff Aggiornamento wurde sogar zum Leitmotiv des Konzils. Als Zeichen für mehr Ökumene und Verständigung wurden Beobachter aus vielen Konfessionen und sogar anderen Religionen zu den Sitzungen eingeladen, damit der gute Wille der Katholischen Kirche zur Öffnung und Verständigung allen offenbar werden sollte. Damals gehörten der junge Theologe Josef Ratzinger, der heutigen Papst, neben dem ein Jahr älteren Theologen Hans Küng (und andere selbstverständlich) zu den einflussreichen Beratern der deutschen katholischen Bischöfe. Diese hatten ein hohes Ansehen beim ganzen Konzil und galten als die Architekten einer modernen, zukunftsorientierten Theologie. – Damals war ich im Studium und bereitete mich auf das Priesteramt vor. Es war eine Zeit großer Euphorie und Freude an der Kirche.

Leider haben die Nachfolger Johannes XXIII. nicht mehr den Mut gehabt, diesen Weg weiter zu beschreiten. Im Gegenteil: sie haben das damals Erarbeitete und Angestoßene weitgehend rückgängig gemacht und die Kirche in eine hoffnungslose Sackgasse geführt. Kennzeichnend dafür, wo wir heute ökumenisch gesehen stehen, ist die Aussage Benedikts XVI. in einem Schreiben 2007, die evangelischen Kirchen seien keine „Kirche im eigentlichen Sinne“, sondern nur „kirchliche Gemeinschaften“. Aber auch die Bischöfe, die einst so hoch angesehen waren, haben sich zunehmend hinter der Loyalität zum Papst versteckt und gönnen sich nicht mal mehr den Luxus eigenen Denkens. Sie argumentieren, sie seien die Hüter der Einheit mit dem Papst. Doch was ist das für eine Einheit, die nur klerikale Unterwürfigkeit demonstriert, dafür jedoch das gläubige Volk verliert? Die Kirche ist für die Menschen da, nicht umgekehrt!

Einladende Offenheit als Ziel.
Man muss bedenken, dass die Taufe, die heute die Mitgliedschaft in der Kirche begründet, sich erst langsam zum Initiationsrituals, also zum kirchlichen Aufnahmeritual, entwickelt hat. Weder Jesus hat getauft noch der Apostel Paulus. Mit Sicherheit war also keiner der beim letzten Abendmahl Versammelten getauft, weil es diese Praxis zu der Zeit noch gar nicht gab. Also Abendmahl mit Nicht-Getauften? Ja, so wird es wohl gewesen sein. Wer sich an den Ursprüngen orientiert und weniger an den gegenwärtig geltenden Bestimmungen des Kirchenrechts, hat es leichter bei der Lösung anstehender Fragen.

Nach diesen Überlegungen ist eines einsichtig: Man kann nicht großzügig genug sein bei der Einladung zur Teilnahme an der Eucharistie. Von der einladenden Offenheit, mit der Jesus zum Abendmahl gebeten hat, sind wir weit entfernt. Aber diese Offenheit müssten wir zurück gewinnen, weil sie für das Mahl der Liebe wesentlich ist. Darum gilt heute und immer für alle die Einladung: Kommt! Nehmt! Esst und trinkt! Im Auftrag und im Namen Gottes wollen wir die Gastgeber sein und IHN als Gabe weiter verschenken.

Amen.

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