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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Ihr sollt meine Zeugen sein! (Lk 24, 35-48) Moderatoren: Weber
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Ihr sollt meine Zeugen sein! (Lk 24, 35-48)  Dieses Thema wurde bisher 1.778 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
17 März 2012, 12:01 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Der heute vorgetragene Evangelientext ist die Fortführung der Emmausgeschichte. Sie wurde schon am Ostermontag vorgelesen. Ich erinnere: Die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus waren Jesus begegnet, ohne dass sie ihn erkannten. Jesus aber hatte ihnen alle Ereignisse, die Ostern passiert waren, erklärt und auch die Schriftgemäßheit all dessen, was sie erlebt hatten. Beim Brotbrechen erkannten die zwei Jünger schließlich, dass es Jesus war, der mit ihnen gesprochen hatte. Dann gingen diese beiden zu den anderen Elf und erzählten ihnen, was sich auf dem Weg nach Emmaus zugetragen hatte. Damit beginnt das heutige Evangelium. Der plötzlich erscheinende Jesus wiederholt dann praktisch noch einmal, was er den beiden schon auf dem Weg nach Emmaus gesagt hatte. Der Sinn des heutigen Textes kann am besten aufgeschlüsselt werden vom letzten Vers her. Und der heißt: „Ihr sollt meine Zeugen sein!“ Zeugen sind dafür da, dass die Wahrheit an den Tag kommt. – Dazu nun drei Gedanken:

1.     Welche Wahrheit soll bezeugt werden?
Natürlich die Wahrheit, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Von den Toten auferstehen heißt aber nicht, in das alte Leben zurückkehren, so als wäre Jesus niemals gestorben. Die Erzählungen machen unmissverständlich deutlich, dass es sich um eine analoge Ausdrucksweise handelt. Jesus ist unter den Menschen lebendig, und doch ist er nicht mehr einer von ihnen. Jesus ist für seine Jünger unvergesslich, ja unsterblich geworden. Sie können nicht mehr so weiterleben, als hätten sie nie mit Jesus zu tun gehabt. Die Begegnung mit ihm hat die Jünger geprägt, und zwar für immer. Weil Jesu Lebensende so schrecklich war, bedarf seine neue Seinsweise eines besonders hoffnungsvollen Ausdrucks. Man hat sich für das Wort Auferstehung entschieden, wohl wissend, dass damit auch Missverständnisse verbunden sein können. Nicht die Rückkehr ins irdische Leben ist damit gemeint, sondern das Überleben beim himmlischen Vater. Davon sollen sie Zeugnis geben.

Ich sehe das Zeugnis, zu dem wir gerufen sind, gern im Zusammenhang mit dem Vers 3,15 b aus dem 1. Petrusbrief, wo es heißt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!“ Die Hoffnung, die aus dem Glauben kommt, hat nichts zu tun mit einer Art Reinkarnation nach dem Tod, sondern mit dem Respekt vor und der Begeisterung für das Leben dieses Menschen aus Nazareth, der so stimmig und konsequent die Liebe gelebt hat ohne eine  Gewinn- und Verlustrechnung aufzumachen. Von diesem unserem Respekt und dieser unserer Begeisterung sollen wir Zeugnis ablegen.

2.     Wie soll das Zeugnis aussehen?
Das Zeugnis des Glaubens soll ganz selbstverständlich mit Worten, und zwar mit überzeugenden Worten artikuliert werden. Das erwartet man von einem Zeugen, dass er zu der Wahrheit steht, von der er überzeugt ist.

Aber die Worte, die gesprochen werden, bedürfen auch der Taten, um glaubwürdig zu sein. Gemeint ist das Leben in der Nachfolge Jesu. Wenn das nämlich nicht stimmig ist, dann ist alles Reden dummes Geschwätz. Wie Jesus leben und wie Jesus sterben, das ist glaubwürdiges Zeugnis. Dazu sind wir berufen. – Die Wertmaßstäbe im persönlichen Leben müssen dieselben sein wie die, die Jesus in seinem Leben und Handeln bezeugt hat. Und da steht an erster Stelle die Hinwendung zu den Armen und Schwachen. Nicht Reichtum, nicht Ansehen, nicht Erfolg und nicht Macht sind Werte im Reiche Gottes, sondern allein die Liebe, die sich kümmert und sich ganz hingibt bis zum Äußersten, - im Falle Jesu heißt das: bis zum Tod.

3.     Kirche und Nachfolge Christi
Unser Begriff von Kirche ist verengt, wenn wir darunter vorrangig den Papst die Bischöfe und Priester sehen. Die wenigsten von ihnen leben die aufopferungsvolle Liebe für die Armen beispielhaft vor. Es sind meist einfache Gläubige, die ohne großes Aufsehen helfen, sich engagieren und zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden. Sie sind die eigentlichen Sympathieträger der Kirche. Der Klerus dagegen ist für dieses gläubige Fußvolk da, um es zu inspirieren, zu motivieren und zu bestärken.  Wenn er das versäumt, brauchen wir ihn nicht.

Die Kirche steht in einem Umbruch. Das alte System von Oben und Unten funktioniert nicht mehr. Es funktioniert deshalb nicht, weil es nie den Normen des Christentums entsprochen hat. In jeder Krise steckt die Chance zu einem Neuanfang; zu einem Neuanfang, der anderes hervorbringt als was vorher gewesen ist. Man kann nur mit Spannung erwarten, ob diese Chance erkannt und wahrgenommen wird. – Und vergessen Sie eines nie: Sie sind die eigentlichen Sympathieträger der Kirche.

Amen.
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