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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Amt  ›  Wandlungsfähigkeit des katholischen Amtsverständn. Moderatoren: Weber
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Wandlungsfähigkeit des katholischen Amtsverständn.  Dieses Thema wurde bisher 1.975 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
28 April 2012, 14:31 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Wandlungsfähigkeit des katholischen Amtsverständnisses

Liebe Christen!

Am Sonntag vom guten Hirten möchte ich die Wandlungsfähigkeit des katholischen Amtsverständnisses zum Thema machen. Wie immer, wenn man nach den Wurzeln unseres Glaubens sucht, schlägt man am besten die Bibel auf und sucht danach, wie alles angefangen hat.

1.     Der biblische Befund
In der Bibel suchen wir nach einer ausdrücklichen Einsetzung eines Weihesakramentes vergeblich. Es war offenbar nicht das Anliegen Jesu, eine gut funktionierende Kirche zu gründen, sondern er hat das bevorstehende Reich Gottes angesagt. Er hat es vorgelebt, er hat die Menschen in seinen Bann gezogen, er hat durch sein Leben und Sterben in dieser Welt den Namen Gottes neu interpretiert. Und gerade durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er viele Menschen in Erstaunen versetzt. Kein Wunder, dass die nach seinem Ende von ihm erzählten, sich in seinem Namen versammelten, beteten, Rituale schufen oder übernahmen, die das Erbe Jesu lebendig hielten.

2.     Die geschichtliche Entwicklung
Wie ging es weiter? Es bildeten sich Gemeinden im jüdischen Raum, aber auch darüber hinaus bei den Griechen, bei denen ein anderer Glaube, eine andere Kultur, eine andere Denkweise vorhanden war. Und alle diese Gemeinden strukturierten sich, bildeten Ämter aus mit unterschiedlichen Kompetenzen. Alles war am Anfang wage, wenig definiert und wenig differenziert. Erst im 12. Jahrhundert n. Chr. hat man sich definitiv auf sieben Sakramente festgelegt. Man hat die Sakramente definiert und in ein Schema gepresst. Danach war kennzeichnend für ein Sakrament: das äußere Zeichen (oder die Zeichenhandlung), die innere Gnade, die diese Handlung bewirkt, und schließlich die Einsetzung durch Jesus Christus. Letztere war natürlich nicht beizubringen; es genügte daher die Berufung auf die Tradition in der Kirche: die Ordination durch Handauflegung in apostolischer Sukzession. Keiner konnte das am Ende kontrollieren oder beweisen, der Glaube stützte die Theorie. Es war in meinen Augen eine legitime Entwicklung: jede Glaubensgemeinschaft hat das Recht, sich ihre eigene Struktur zu geben; denn die ist wichtig fürs Überleben. Das hat wenig mit Theologie zu tun, ehr mit soziologischen Notwendigkeiten.


3.     Die Festschreibung eines bestimmten Amtsverständnisses.
Vom 12. Jahrhundert an war im Grunde das Amtsverständnis in der katholischen Kirche festgeschrieben. Und das ist nicht gut, weil eine Anpassung an die Zeit nicht mehr möglich zu sein scheint. Zwölfhundert Jahre konnte sich das Amt entwickeln, und dann kam die Festschreibung.

Ich will das an einem Brauch verdeutlichen, der seit einigen Jahren vor allem in der Trierer Kirche gepflegt wird. In der Passionszeit, also zwei Wochen vor Ostern, wird in den meisten Kirchen des Bistums Trier ein sog. Osterkreuz, über dessen Querbalken eine Priesterstola gelegt wird, an hervorragender Stelle aufgestellt. Ab dem Palmsonntag kommt noch ein dicker Palmzweig dazu. Der Sinn soll folgender sein: Am Gründonnerstag, dem Tag der Einsetzung der Eucharistie oder Feier des letzten Abendmahles, soll die Stola am Kreuz zum Ausdruck bringen, dass wir unser Amtsverständnis vor allem mit der Eucharistie in Verbindung bringen und dieses Amt von Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, ableiten. Wir hängen ihm mit der Stola, einem liturgischen Kleidungsstück, gleichsam unser gegenwärtiges Amtsverständnis an (obwohl wir wissen, dass Jesus kein Weihesakrament „eingesetzt“ hat). Ganz davon abgesehen, dass ich es als eine Geschmacklosigkeit empfinde, das Kunstwerk, das einen Sterbenden oder Hingerichteten darstellt, mit einem Stofffetzen zu verschönern, ist es die Festschreibung eines Amtsverständnisses aus dem Mittelalter, nämlich: der Priester ist ein Mann und nie eine Frau, er ist Zölibatär und nie Verheirateter, er ist als Geweihter für die Eucharistie zuständig und nie jemand anderes, und über die Eucharistie hinaus hat er keine Aufgaben und keine Funktionen. Es ist wie es ist und hat keine Chance, sich zu ändern.

4.     Mangelnde Offenheit für Dynamik
Sie sehen, es gibt keine Offenheit für eine dynamische Weiterentwicklung des Amtes. Ich könnte mir eine Offenheit so vorstellen: neben dem Mann gehört die Frau – verheiratet oder unverheiratet. Es gibt eine Privat- und Intimsphäre, da dürfen auch kein Bischof und kein Papst dreinreden. Ich könnte mir vorstellen, dass Kirche nicht nur vom geweihten Priester her definiert wird, sondern von der Gemeinde, wo geglaubt, gehofft, geliebt, gebetet und geholfen wird; denn der Ort der Gottesbegegnung ist nicht primär der eucharistische Gottesdienst, sondern der Nächste, der meine Hilfe braucht und sie von mir erfährt. Das könnte man nun noch weiter ausführen. Mir war es wichtig, dass wir uns auf Neues einstellen. Denn möglicherweise wird nach diesem Papst ein Seelsorgepapst kommen. Und der könnte ganz andere Maßstäbe setzen. Wer kreativ denkt, muss über den gewohnten Rahmen hinaus denken. Dazu sind wir nicht nur berechtigt, sondern im Heiligen Geist verpflichtet.

Amen.

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