Forum Einloggportal
Loginname: Einen Zugang registrieren
Passwort:     Passwort vergessen?

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Seht, ich mache etwas Neues. (Is 43, 18-21) Moderatoren: Weber
Mitglied(er) im Forum
Keine Mitglieder und 1 Gäste

Seht, ich mache etwas Neues. (Is 43, 18-21)  Dieses Thema wurde bisher 1.814 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
1 Seiten 1 Thema empfehlen
Weber
24 Februar 2013, 12:44 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
Board Moderator
Beiträge: 210
Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

In der Lesung haben wir einen Jesaja-Text gehört, der aufhorchen lässt. Ich wiederhole noch einmal ein paar Kernsätze: „Der Herr spricht: Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.“ Der geschichtliche Hintergrund, der diese Verheißung hervorgebracht hat, ist die babylonische Gefangenschaft des Volkes Israel. Die babylonische Gefangenschaft gilt als besonders  schwere Zeit für Israel, nicht weil – wie immer irrtümlich behauptet wird – die Israeliten zu Fronarbeit gezwungen worden wären; nein, es ging ihnen dort verhältnismäßig gut; vielmehr assimilierten sie sich in der Fremde an die babylonische Bevölkerung und ihre heidnischen Religionen und setzten so ihre Identität als Juden aufs Spiel. Der Verlust des Tempels als religiöser Mittelpunkt beschleunigte den Verlust jüdischer Identität. – Das ist ungefähr 1500 Jahre her.

Als ich den Text las, fielen mir sofort Parallelen zu unserer Zeit ein: wir geben heute Kirchenbauten, also Zentren religiöser Identität auf, ebenso Gottesdienste und Gemeindeleben, die früher für Zusammenhalt und Selbstbewusstsein sorgten. Die Menschen wandern ab in die religiöse Anonymität der säkularen Gesellschaft, begeben sich freiwillig in die Gefangenschaft religiöser Gleichgültigkeit oder des so genannten atheistischen Fortschrittsglaubens. Die religiöse Herkunft bindet sie nicht mehr. Mit anderen Worten: Eine rückwärts gerichtete Kirche verliert die Zukunft, weil sie den Menschen allenfalls Museum, aber nicht mehr Heimat bietet. Und nun hören Sie noch einmal genau hin. „So spricht der Herr: Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.“ Das sind deutliche Worte, Klartext. Nicht das Bewahren ist das Wichtigste, sondern die Zukunft verlangt unsere ganze Aufmerksamkeit. „Seht her“, sagt der Herr mit den Worten Jesajas, „ich mache nun etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?“ Das klingt schon fast vorwurfsvoll. Und dann folgen die Worte: „Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.“ Diese Wege und Straßen führen nicht zurück, sondern bringen uns in die Zukunft. Zukunft geht vorwärts und nicht rückwärts. Deutlicher kann man es nicht ausdrücken.

Wir haben in der Kirche momentan einen historisch bedeutsamen Augenblick. Der Papst ist zurückgetreten. Man tut ihm nicht Unrecht, wenn man darauf hinweist, dass er in vielerlei Hinsicht aufs Bewahren aus war. Dass er nun durch seinen Rücktritt den Weg frei gemacht hat für eine neue Weichenstellung in der Kirche, ist – ich betone das ausdrücklich – ein Verdienst, keine Schlappe. Die Kirche könnte an einem Wendepunkt stehen. Es liegt nun an den Kardinälen, die zum Konklave zusammen getreten sind, aus dieser Chance etwas zu machen. Und dafür wollen wir heute (auch) beten.

Amen.

geloggt Offline
PrivatnachrichtPrivatnachricht
1 Seiten 1 Thema empfehlen
Thema ausdrucken Thema ausdrucken

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Seht, ich mache etwas Neues. (Is 43, 18-21)

Thema Bewertung
Für dieses Thema existiert derzeit keine Wertung