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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Sakramente  ›  Taufe Jesu und ihre Botschaft an uns Moderatoren: Weber
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Taufe Jesu und ihre Botschaft an uns  Dieses Thema wurde bisher 1.424 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
14 August 2016, 20:49 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Taufe Jesu und ihre Botschaft an uns (Markus 1, 9-11)

Der biblische Text:
In jenen Tagen kam Jesus aus Nazareth in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herab kam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, a dem ich Wohlgefallen habe.


Liebe Christen!

Die drei ersten Evangelien berichten übereinstimmend, dass Jesus von Johannes getauft wurde. Offensichtlich gab es ein Taufritual der Täuferbewegung, der sich Jesus unterwarf. Es war auf keinen Fall eine Taufe auf den Namen des dreifaltigen Gottes. Das Ritual erfährt dann aber im Text eine einzigartige Deutung durch das nachträgliche Sich-Öffnen des Himmels, durch das Herabschweben der Taube (sie ist ein Symbol des Geistes Gottes) und durch die Stimme, die Jesus als Gottes geliebten Sohn bezeichnet, an dem Gott Gefallen gefunden hat. Das ganze Geschehen hat eine große symbolische Aussagekraft, die ich – grade auch im Hinblick auf unser eigenes Taufverständnis – ein wenig aufschließen möchte.

Du darfst sein.

Gottes Stimme aus dem Himmel – man konnte sie sicher nicht mit den Öhren hören, sondern „nur“ mit dem Herzen wahrnehmen – bezeichnet Jesus als den geliebten Sohn, auf dem Gottes Wohlgefallen ruht. Die Theologie sieht darin die Offenbarung der Gottessohnschaft Jesu. Diese wird auf späteren Konzilien weiter präzisiert. Ich stelle mr nun vor, dass diese Stimme Gottes bei der Taufe eines jeden Täuflings sagt: „Du bist mein geliebtes Kind (Sohn der Tochter), an dem ich Wohlgefallen habe.“ Das entspricht nämlich dem grundlegenden Dogma, das auf den ersten Seiten der Bibel verkündet wird, dass der Mensch Geschöpf Gottes ist und dass Gott daran Wohlgefallen findet. Also: Kind Gottes zu sein und mit dem Wohlgefallen Gottes ausgezeichnet zu sein spricht eine Daseinsberechtigung aus, wie sie fundamentaler und pauschaler gar nicht ausgedrückt werden kann. Das will sagen: „Du darfst sein“, mehr noch: „es ist gut, dass es dich gibt“ und „ich, dein Gott und Schöpfer, habe meine Freude und mein Wohlgefallen an dir“. Das ist die höchste Auszeichnung, die man sich überhaupt vorstellen kann. Das beruhigt jede Daseinsangst und berechtigt zu leben. Und das schließt selbstverständlich ein, dass man so leben darf, wie man geschaffen ist: mit allen Begabungen, mit allen Schwächen und auch Fehlern, die zum Leben eben dazugehören.
Man beachte: Das Wohlgefallen Gottes ruht nicht nur auf den Christen, weil sie getauft sind, sondern auf allen Menschen, weil sie Geschöpfe Gottes sind. Die Getauften haben den Nicht-Getauften nicht die Liebe Gottes voraus, sondern „nur“, dass sie um diese Liebe wissen dürfen. Die Taufe soll ja aus den Getauften keine Heilsegoisten machen, sondern Hoffnungsträger für alle.

Du darfst sein – auch als Sünder.

Die zweite Botschaft der Taufe leitet sich aus dem Ritual selbst ab. Tauchen und Taufen sind sprachverwandte Begriffe. Die Taufe wird oft durch Untertauchen gespendet oder ähnlich und ist in jedem Fall ein Reinigungsritus. In dieser Symbolhandlung wird die Reinigung von Schuld und Sünde anschaulich gemacht. Schon Johannes (der Täufer) sprach von der „Taufe zur Vergebung der Sünden“. Gottes Antwort auf unsere Schuld ist eben immer die Vergebung, nie die Vergeltung. Nicht erst durch die Spendung der Taufe wird die Schuld vergeben, vielmehr macht die Taufe sichtbar, wie wir uns als sündige Menschen vor Gott verstehen dürfen: als Begnadete, als Gerechtfertigte, als Erlöste. Schuld mindert unsere Daseinsberechtigung nicht; denn Gott, der uns liebt, kennt keine Vergeltung.
Du hast die Gabe, Prophet zu sein.

Die dritte Botschaft der Taufe ergibt sich aus der Herabkunft des Heiligen Geistes. Die Taube ist das Symbol des Geistes und weist Jesus als den in besonderer Weise Geistbegabten aus. Aber auch das gilt grundsätzlich für jeden Menschen, dass der Geist Gottes über ihn ausgegossen ist. Was übrigens Katholiken mit dem Sakrament der Firmung ausdrücken, nämlich den Empfang des Heiligen Geistes, ist längst seit der Taufe Wirklichkeit – oder besser – wirkmächtig zugesagt. Wenn aber über jeden Menschen der Geist Gottes ausgegossen ist, dann kann grundsätzlich auch durch jeden Menschen der Geist Gottes zur Sprache kommen.

Geistgewirkte Rede nennt man auch prophetische Rede. Sie ist nicht dazu da, die Gewissen der Menschen zu beruhigen, sondern wie ein Stachel im Fleisch zu beunruhigen, zur Umkehr zu motivieren oder die Navigation der Lebensführung neu zu programmieren. Prophetische Rede wird in der Regel als störend empfunden: das war im alten Israel so, das ist im heutigen Kirchenbetrieb nicht anders. Der Geist Gottes wirkt bekanntlich, wo er will. Und wenn er in seiner Kirche kein geeignetes (oder williges) Sprachrohr findet, dann bedient er sich eben anderer Menschen. Das haben wir in der Geschichte der Kirche des öfteren erlebt, dass das kritische Denken in der Kirche eingeschlafen war und erst durch Weckrufe von außen wiedererwachte.

Das christliche Menschenbild, das der Taufe zugrunde liegt, ist unglaublich modern und emanzipiert. Allerdings ist es erst zu einem ganz geringen Teil im Kirchenbetrieb umgesetzt. Es ist noch viel zu tun. Packen wir´s an!

Amen.
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