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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Sakramente  ›  Firmung: Vielleicht spricht der Geist Gottes aus.. Moderatoren: Weber
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Firmung: Vielleicht spricht der Geist Gottes aus..  Dieses Thema wurde bisher 1.198 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
14 August 2016, 20:50 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Firmung: Vielleicht spricht der Geist Gottes aus dir

Liebe Christen!

Das zweite Sakrament bei der Aufzählung der sieben ist die Firmung. Es wird immer nach der Taufe und noch vor der Eucharistie genannt. Und wenn ein Erwachsener getauft wird, wird er zugleich in der Tauffeier auch gefirmt, und zwar von dem taufenden Priester. Es bedarf also nicht unbedingt eines Bischofs, um dieses Sakrament zu spenden.

Die Entstehung des Firmsakramentes

In der ganz frühen Kirche ist ein besonderes Ritual der Geistvermittlung  außerhalb der Taufe nicht überliefert. Erst der Kirchenvater Hippolyt von Rom nannte Anfang des 3. Jahrhunderts im Rahmen einer Aufgabenbeschreibung der kirchlichen Amtsträger den Ritus der Handauflegung als besondere Aufgabe des Bischofs. Die Taufe wurde ja in der Regel von einem Priester oder Diakon gespendet.

Hieronymus (347 – 420), zu seiner Zeit ein Kirchenvater mit großer kirchlicher Autorität, hat folgendes gesagt: „Nicht leugne ich den Brauch der Kirche, dass zu denen, die weit entfernt in größeren Städten durch Priester und Diakone getauft worden sind, der Bischof hinauseilt, um ihnen zur Anrufung des Heiligen Geistes die Hand aufzulegen.“ Doch diese Praxis diene mehr „zur Ehre des Priestertums als nach einem Gesetz der Notwendigkeit.“
In der späteren Zeit der Scholastik verselbständigte sich das Sakrament der Firmung immer mehr. Eigentlich vergaß man sogar, dass genau dieses Ritual der Firmung schon Bestandteil bei der Taufe gewesen war. Die Firmung, d. i. die Vermittlung des Heiligen Geistes, ist nämlich ein Teilaspekt der Taufe und fügt der Taufe nichts grundsätzlich Neues hinzu. Kein Wunder, dass der Reformator Martin Luther, der der Firmung den Charakter eines gesonderten Sakramentes absprach, etwas spöttisch bemerkte: es handle sich bei den Katholiken um einen Ritus, der dazu diene, „die Ämter der Bischöfe auszubauen, damit sie nicht ganz ohne Arbeit in der Kirche sind.“

Immerhin hat das Sakrament der Firmung eine jahrhundertelange Tradition, und man wird es auch so beibehalten. Solange man nämlich unmündige Kinder tauft, ist die Vorbereitung auf die Firmung eine willkommene pastorale Gelegenheit, Fehlendes im Glaubens- und Kirchenwissen bei den jungen Menschen aufzuarbeiten.

Die Botschaft der Firmung

Jedes Sakrament ist für den Gläubigen eine Heilsbotschaft. Bei der Taufe stellten wir fest, dass ausgehend von der Taufe Jesu die Botschaft über jeden Menschen lautet: „Du bist mein geliebtes Kind, an dem ich meine Freude habe.“ Das ist Lebensberechtigung und Lebensermutigung zugleich. Und das rituelle Bad bringt zum Ausdruck: „Gottes Antwort auf den Schmutz der Sünde ist die Reinigung, sprich: Vergebung, nie die Vergeltung“. Und die Handauflegung und Salbung mit Chrisam will sagen: „Du bist Träger des göttlichen Geistes.“ Dieser letzte Aspekt ist denn auch die entscheidende Botschaft des Firmsakramentes.

Noch etwas ist wichtig. Diese Botschaften, von denen ich gesprochen habe, gelten nicht erst ab der Spendung des Sakramentes. Vielmehr deutet das Sakramentsritual das Leben des Menschen, jedes Menschen (!) seit seiner Geburt. Das Ritual lässt den Menschen wissen, welchen Wert er in den Augen Gottes hat und wie er sich selber von Gott her verstehen darf. So ist das Sakrament eher Deutung dessen, was ist, und nicht, was durch die Spendung des Sakramentes erst geworden ist. Und da jeder Mensch Geschöpf Gottes ist (das ist das grundlegende Dogma im ersten Buch der Bibel), gilt diese Wertschätzung Gottes jedem Menschen, nicht nur den gläubigen Christen. Bisweilen kann man nämlich unter den Christen, besonders unter den frommen, einen gewissen Heilsegoismus beobachten, als wären sie die Einzigen, die in der Gunst Gottes stünden. Das Gegenteil ist der Fall: Der Himmel ist für alle da, nicht nur für die Christen!

Und warum gibt es so viele Religionen?

Es gibt so viele Religionen, weil eine einzige gar nicht ausreichen würde, die Größe und Vielfältigkeit und Unendlichkeit Gottes zu beschreiben. So sind in den unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Religionen und Gottesvorstellungen entstanden, die alle den einen Gott beschreiben, verehren, anbeten, und zwar auf unterschiedliche Weise. – Das ist, wenn man so will, das Werk des Heiligen Geistes. Und darum spreche ich darüber auch im Zusammenhang mit der Firmung, dem Sakrament der Geistvermittlung.

Wir sollten sehr vorsichtig sein, abschätzig von Heiden zu sprechen oder verächtlich von anderen Religionen. Gott ist überall und sein Geist wirkt, wo er will. Religion ist immer etwas Heiliges, auch wenn ihre Anhänger gelegentlich unter Missbrauch ihrer Religion Gewaltverbrechen begehen. Was wir heute oft pauschal dem Islam zur Last legen, das haben wir Christen in der Geschichte unserer Religion selber auch getan. Daran ist nicht die Religion Schuld, sondern daran sind Menschen Schuld, die ihre Religion missbrauchten oder missbrauchen. Nicht alles, was im Namen einer Religion geschieht, ist deshalb auch gut. Kritische Wachsamkeit ist immer geboten – auch in den christlichen Kirchen.

Amen.
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