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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Sakramente  ›  Das Bußsakrament – ein „brachliegendes“ Sakrament“ Moderatoren: Weber
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Das Bußsakrament – ein „brachliegendes“ Sakrament“  Dieses Thema wurde bisher 1.963 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
23 August 2016, 22:16 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Nach den drei Predigten über die Initiationssakramente Taufe, Firmung und Eucharistie möchte ich heute und beim nächsten Mal über die beiden Sakramente der Heilung etwas sagen: nämlich über das Bußsakrament und dann über die Krankensalbung. Das Bußsakrament, im Volksmund auch Beichte genannt, ist z. Zt. gewissermaßen ein „brachliegendes“ Sakrament; d. h. es wird so gut wie gar nicht mehr praktiziert. Dabei soll es eigentlich einen grundlegenden Aspekt der Taufe, nämlich die göttliche Barmherzigkeit in der Vergebung der Schuld, immer wieder neu aktualisieren.

Zur Entstehung des Bußsakramentes

Da jedes Sakrament auch seinen geschichtlichen Werdegang hat, will ich zunächst etwas sagen zu den Anfängen und zur Entstehung dieses Sakramentes. Wenn sich ein erwachsener Mensch taufen lässt – das war in den Anfängen der Kirche wohl der Normalfall – dann wird ihm bei der Taufe die Vergebung aller Sünden pauschal zugesagt. Denken Sie an den Reinigungsritus durch das Übergießen des Taufwassers. Damit ist natürlich zuerst mal die sog. Erbschuld gemeint (wo sowieso keiner weiß, was das ist oder was damit gemeint ist); aber der Täufling braucht auch nicht aufzuzählen, was er bisher schon alles an persönlicher Schuld begangen hat. Gott fragt in seiner Barmherzigkeit nicht nach, sondern er vergibt einfach.

Leider bleibt dieser Zustand der Gnade und Rechtfertigung nicht lange erhalten. Denn der Getaufte bleibt auch nach seiner Taufe Sünder. Und so macht die frühe Kirche die Erfahrung, dass manche ihrer Mitglieder sich so daneben benehmen, dass man Ihnen die Gemeinschaft aufkündigen muss. Sie werden also ex-kommuniziert, d. h. sie werden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, weil sie entweder zum alten heidnischen Glauben wieder zurückgekehrt waren (vielleicht aus Angst vor der damals üblichen Christenverfolgung) oder weil sie einen Mord begangen hatten oder weil sie die Ehe gebrochen hatten. Diese drei Tatbestände waren einzeln Grund genug, den Tätern die Gemeinschaft aufzukündigen. Nun hatte die Kirche ein Problem. Was tun mit den Sündern, wenn sie voll Reue um Wiederaufnahme baten? Die Konservativen in der Gemeinde sagten: Es gibt kein Zurück. Andere erinnerten sich an die Barmherzigkeit Gottes und hielten dagegen: Eine Chance kann man ihnen ja geben. Die Letzteren setzten sich durch, und so erfand man die öffentliche Kirchenbuße. Die Sünder mussten in der Fastenzeit (also 40 Tage lang) beim Gottesdienst auf dem „Arme-Sünder-Bänkchen“ Platz nehmen und vor der Wandlung die Kirche wieder verlassen. So hatten sie sich über diese Bußzeit zu bewähren. Dann wurden sie um Ostern in der Hoffnung auf keine weiteren schweren Verfehlungen wieder voll in die Gemeinde aufgenommen. Aber es kam bei diesen Problemfällen natürlich gelegentlich auch wieder zu Verfehlungen. Kein Erbarmen dann? Jedes Kind weiß aus dem Umgang mit seinen Eltern: was einmal geht, geht auch öfter. Und so war es auch in der frühen Kirche: die Barmherzigkeit griff um sich.

Die weitere Entwicklung nahm nun folgenden Verlauf: Wenn der Ehebruch z. B. nicht zur öffentlichen Angelegenheit wurde, dann wurde auch keine öffentliche Kirchenbuße mehr verlangt. Die Bußübungen wurden dann geheim absolviert, ebenso die Wiederversöhnung mit der Gemeinde. Natürlich wollten bald auch die braveren Christen diese schöne Wiederversöhnung mit Gott und der Kirche erleben – wie die schweren Sünder. Da hörte man von einem Brauch, den iro-schottische Missionare praktizierten, nämlich dass dort eine privatisierte Form des Bußritus in Gebrauch war. Man beichtete dem Priester geheim seine Sünden (es konnten ja durchaus kleinere Verfehlungen sein) und erhielt genau so geheim seine Lossprechung, und der Priester musste seinerseits auch alles schön geheim halten. So entstand das Beichtgeheimnis. In Spanien ist man gegen diese Entwicklung Sturm gelaufen. Aber Erfolg hat dieser Protest nicht gehabt. Im Gegenteil: diese Form der Buße setzte sich in der Kirche durch und war um das Jahr 1000 allgemein üblich. Es entstanden sogar sog. Bußbücher, wo genau aufgelistet war, welche Buße für welche Sünden zu leisten war. Man nannte das die Tarifbuße. Und erst im 12. Jahrhundert wurde die Buße ganz offiziell als Sakrament gezählt. Das war die Zeit der Scholastik. Zu der Zeit war man noch der Auffassung, dass Gott die Vergebung auf Grund der Reue des Sünders schenke und dass die Absolution (Lossprechung) die Vergebung nur anzeige. Erst das Konzil von Trient stellte klar, dass die Absolution durch den Priester die Vergebung bewirke

Warum das Bußsakrament „brach liegt“.

Noch Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde gebeichtet auf Teufel komm heraus. Das lag am Bestreben der Bischöfe, zum häufigen Kommunionempfang zu ermutigen. Die Gläubigen sollten nicht nur einmal im Jahr zur Kommunion gehen, sondern monatlich. Und dazu gehörte nach altem Brauch vorher zu beichten. Doch dann setzte der Niedergang ein. Dafür gibt es viele Gründe. Die Sakramentsspendung wurde durch den Priester oft sehr oberflächlich und mit wenig Einfühlung gehandhabt. Außerdem war den Leuten die Einsicht von  Sünde und Schuld abhandengekommen. Das hing gewiss mit der zunehmenden Emanzipation des Menschen von kirchlicher Bevormundung zusammen wie auch mit einer zunehmenden Verdunstung des Glaubens. Heute beichtet kaum noch einer. Wenn man die Situation realistisch beurteilt, wird man nicht erwarten können, dass die Beichte in der früheren Form wiederbelebt werden kann. Damit ist aber Buße und Beichte nicht für immer einfach ad acta gelegt.

Was ist die Botschaft des Bußsakramentes?

Die Botschaft des Bußsakramentes ist: es gibt Vergebung. Mit Schuld wird man nicht fertig, indem man sie verdrängt. Schuld, die man einsieht und zu der man sich bekennt, berechtigt zu einem wirklichen Neuanfang. Ohne Vergebung können wir gar nicht leben. Und die Vergebung Gottes drängt uns sogar, einen Neuanfang zu wagen. Die Barmherzigkeit Gottes will uns aber auch motivieren, anderen zu vergeben. So heißt es im Vaterunser: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“.Die Praxen der Psychologen und Psychotherapeuten sind überfüllt, weil die Menschen mit ihren Lebensproblemen nicht mehr alleine fertig werden. Es wird höchste Zeit, dass wir das Bußsakrament, das Sakrament der seelischen Heilung, so ausstatten, das es den Menschen spürbar Heilung bringt.

Amen.
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