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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Sakramente  ›  Das Sakrament der Weihe Moderatoren: Weber
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Das Sakrament der Weihe  Dieses Thema wurde bisher 2.283 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
06 September 2016, 19:52 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

In meiner Predigtreihe über die sieben Sakramente komme ich nun zum Sakrament der Weihe. Geweiht werden diejenigen, die sich in besonderer Weise für die Weitergabe des Glaubens und den Vollzug der Liturgie in der Kirche engagieren wollen. Die Weihe wurde früher (noch als ich auf dem Weg war, Priester zu werden) in acht Stufen erteilt, seit der Liturgiereform 1973 sind es nur noch drei: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe. Weggefallen sind die sogenannten niederen Weihen: der Ostiarier (Türhüter), der Lektor (Vorleser), der Exorzist (Teufelsaustreiber), der Akolyth (Lichtträger), der Subdiakon (Helfer des Diakons) Wer geweiht werden will, muss in jedem Fall männlichen Geschlechts sein, und ab der Priesterweihe muss er sich zur Einhaltung des Zölibats verpflichten. So war es immer in der Kirche, wird behauptet. Ob es tatsächlich immer so war, haben die Kirchenhistoriker zu klären, und ob es immer so bleiben muss, ist eine Frage des Reformwillens der Kirchenleitung. In jedem Fall ist sicher, dass die Kirche seit ihren Anfängen stets darauf geachtet hat, dass die Nachfolge im Amt nach strengem Reglement vor sich ging.

Die Weihen werden immer vom Bischof vorgenommen. Der Diakon, der mal zum Priester geweiht werden will, muss schon vor der Weihe zum Diakon sich zum Zölibat verpflichten. Ein Diakon, der zeitlebens Diakon bleiben will, darf vor der Weihe heiraten, nach der Weihe nicht mehr. Eine plausible Begründung für diese Einschränkung nach der Weihe gibt es nicht. Der Diakon darf Wortgottesdienste halten und darin auch predigen, er darf taufen, trauen und beerdigen und Hilfsdienste bei der Feier der Eucharistie leisten. Zur Zeit dürfen noch keine Frauen zu Diakoninnen geweiht werden, obwohl Papst Franziskus selbst den Anstoß zu einer Öffnung dieser Weihestufe für Frauen gegeben hat. Offensichtlich findet der Papst unter den Bischöfen und Kardinälen dafür keine Zustimmung. Es ist in meinen Augen auch verständlich, dass, wenn man –zig Jahre im Gehorsam zum Papst untertänigst die theologische Unmöglichkeit der Frauenordination behauptet und (wie auch immer) begründet hat, ein Umdenken jetzt Kopfweh bereitet. Das Gleiche gilt übrigens auch von der Priesterweihe der Frau. Aber da ist Papst Franziskus auch noch nicht weiter als seine Vorgänger.

Ich sagte vorhin, dass die Kirche seit ihren Anfängen die Weitergabe des Amtes immer einem strengen Reglement unterworfen hat, doch ist die Behauptung, dass die bis heute geübte Form der Amtsweitergabe göttlichen Rechts wäre, eine Behauptung, die sich nur schwer plausibel begründen lässt. Richtig ist, dass man das früher so gemacht hat: also nur Männer geweiht hat und Frauen von allen Ämtern fern gehalten hat, aber das könnte genauso gut geändert werden. Und Zölibat, also Ehelosigkeit, kann auf freiwilliger Basis sicher eine mögliche und sinnvolle Lebensgestaltung sein, ist aber heute wohl keine sinnvolle Bedingung mehr für die Übertragung eines kirchlichen Amtes. Ich denke, dass Uneinsichtigkeit mit der Zeit das Problem des Priestermangels von alleine löst: es gibt dann keine mehr.
Bereits das Zweite Vatikanische Konzil hatte eine Spur gelegt, wie man aus der Krise des Amtes herausfinden könnte. Steht doch im 1. Petrusbrief (2,9) der wunderschöne Satz: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ Es ist die großartige Idee vom allgemeinen Priestertum aller Getauften. Diese Idee findet sich im Kapitel „Lumen gentium“ des II. Vatikanums. Neben dem besonderen Priestertum gibt es das allgemeine Priestertum, nicht als Gegensätze verstanden, sondern als komplementäre Struktur. Im Klartext heißt das, dass viele Funktionen, die bislang dem geweihten Priester vorbehalten waren, zukünftig wohl auch von Nichtgeweihten, aber Getauften ausgeführt werden. Wir stehen vor großen Umbrüchen. Und nur wer bereit ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen und entsprechend auch umzudenken, wird der Kirche einen wirklichen Dienst erweisen und natürlich auch den Menschen.

Amen.
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