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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Von Gewaltlosigkeit und Feindesliebe (Mt 5, 38-48) Moderatoren: Weber
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Von Gewaltlosigkeit und Feindesliebe (Mt 5, 38-48)  Dieses Thema wurde bisher 5.943 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
17 Februar 2017, 20:35 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Was wir soeben gehört haben, ist ein Text aus der Bergpredigt über Gewaltlosigkeit und Feindesliebe. Der Zuhörer, der mit beiden Beinen im Leben steht, wird vielleicht sagen: „So kann man gar nicht leben.“ Er wird wohl eher sagen: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.“ Wir alle halten es wohl eher mit dem Leitsatz: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“ Diese Einsicht hat Kulturgeschichte geschrieben, die Gewaltlosigkeit eher nicht.
Dennoch gibt es überzeugende Beispiele gewaltfreien Lebens, wozu nicht zuletzt Jesus selber gehört. Er setzt sich seiner Verhaftung nicht zur Wehr; dem Petrus, der mit dem Schwert dreinschlagen möchte, befiehlt er, das Schwert wegzustecken. Stumm wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, lässt Jesus den Prozess über sich ergehen. Und als Jesus am Kreuz hängt, betet er noch für seine Peiniger: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Jesus selbst lebt vor, was er in der Bergpredigt fordert: Feindesliebe und Vergeltungsverzicht.
Gerade in der Neuzeit hat es ebenfalls gelegentlich sehr beeindruckende Persönlichkeiten gegeben, die diese Ideale der Gewaltlosigkeit und Feindesliebe in ihrem Leben umgesetzt haben. Ich erinnere an Mahatma Gandhi, an Martin Luther King und andere. Sie haben den Mut gehabt, Zeichen zu setzen gegen jene Gewalt, die eigentlich immer an der Tagesordnung ist. Allerdings sind sie auch Opfer dieser Gewalt geworden. Die Kraft der Liebe in ihnen war stärker als Angst und Furcht vor dem Tod. In solchen Menschen scheint etwas von jener göttlichen Vollkommenheit auf, von der Jesus spricht: Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Gewaltlosigkeit und Feindesliebe sind (nur) eine Strategie gegen das Böse.
Es gibt auch andere Strategien gegen das Böse, und zwar auch in der Bibel. Gelegentlich hat selbst Jesus andere Töne angeschlagen. Seine Predigt gegen die Scheinheiligkeit der Pharisäer ist alles andere als versöhnlich und verständnisvoll. Und Paulus ist nicht zimperlich, wenn es darum geht, Ordnung in die Gemeinden zu bringen. Und im Alten Testament heißt das Prinzip nicht selten „Aug um Auge, Zahn um Zahn“. Die Bergpredigt ist allerdings in weiten Teilen eine Korrektur alter Friedensstrategien. „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist… Ich aber sage euch…“ Es gibt also nicht die eine richtige und die anderen falschen Strategien, um Frieden in der Welt zu schaffen, sondern jede Situation verlangt ihre Strategie. Situationsethik nennt man so etwas. Und Jesus verspricht sich viel davon, dass Gewaltverzicht und Feindesliebe tatsächlich gute Impulse sein können, um die Welt zum Guten zu verändern. Es ist wie in der Erziehung: Kluge Eltern wissen sehr genau, welche Strategie sie bei der Erziehung ihrer Kinder in welcher Situation erfolgversprechend anwenden müssen. Mal ist es die Strenge, mal die Milde, die zu einem guten Ergebnis führt. Ein Restrisiko bleibt immer. Aber damit müssen wir leben.

Amen.

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