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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Kirche  ›  Zur Zukunft der Kirche Moderatoren: Weber
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Zur Zukunft der Kirche  Dieses Thema wurde bisher 3.242 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
10 Mai 2019, 11:43 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Dieser Tage wurde eine Studie der Universität Freiburg bekannt, die von der Kirche selbst in Auftrag gegeben worden war, wonach die Mitgliederzahlen der Kirchen sich bis zum Jahre 2060 halbieren werden. Das heißt konkret: von den derzeit 44 Millionen Kirchenmitgliedern wird es in 40 Jahren nur noch 22 Millionen geben. Als die zwei wesentlichen Ursachen wurden genannt: der demographische Faktor, also der Rückgang der Geburtenzahlen und damit weniger Taufen und die Kirchenaustritte, außerdem vermindert sich der christliche Anteil der Bevölkerung durch die Zuwanderung anderer Religionen. Die Kirchen sind auf dem Wege, in der Gesellschaft eine Minderheit zu werden.

Diese Entwicklung wird uns in Zukunft noch öfter beschäftigen. Kardinal Marx hat schon beschwichtigt, man brauche nicht in Panik zu verfallen. 22 Millionen Kirchenmitglieder würden schon dafür sorgen, dass genügend Geld zusammenkomme, um den Kirchenbetrieb aufrechtzuerhalten. Das ist eine Perspektive, die vor allem die Finanzen im Blick hat. Doch nicht allen Menschen geht’s nur ums Geld. Da gibt es Gläubige, die werden jetzt sagen, dass angesichts dieser Prognose längst fällige Reformen zügig angepackt werden müssen. Sie fordern die Abschaffung des Pflichtzölibats, Frauen im Priester- und Diakonenamt und dergleichen. Andere dagegen werden sagen, genau das Gegenteil sei jetzt richtig: Besinnung auf die Kernaufgaben, konservative Liturgie, fordern Schluss mit allen Experimenten und betrachten ein traditionelles Kirchenverständnis als das Allheilmittel. Beide Richtungen – so unterschiedlich sie sind – verfolgen das gleiche Ziel: sie möchten verhindern, dass das eintritt, was die Studie vorhersagt.

Es ist immer das Gleiche: alle wünschen sich im tiefsten Herzen eine ecclesia triumphans – eine glänzende und triumphierende Kirche; eine Kirche, die reich ist und finanziell gut gestellt; eine Kirche, wo die Verkündigung nur Gott und der Wahrheit verpflichtet ist; eine Kirche, die einflussreich ist und überall gehört und geachtet wird; eine Kirche, wo es selbstverständlich keinen sexuellen Missbrauch gibt; eine Kirche, wo alle ihren Glauben leben, zum Gottesdienst kommen und wo einer für den anderen da ist; die Kirche soll mächtig sein, überall mitreden, überall mitbestimmen, gehört werden und geachtet sein. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass es eine solche Kirche oder auch nur eine einzige solche Kirchengemeinde nicht gibt – obwohl wir pausenlos daran arbeiten.

Und dann macht eine Studie die Zukunftsaussage: in 40 Jahren gibt es nur noch 50% der Christen, und jeder rechnet weiter: in 80 Jahren gibt es keine Christen mehr, sind die Kirchen am Ende.

Wenn Sie jetzt meinen, ich könnte ein schlüssiges Konzept für die Zukunft der Kirche vorlegen, muss ich Sie enttäuschen. Dennoch stellt sich die Frage: Was tun? Ich halte es da eher mit der ersten Gruppe. Dazu ein paar grobe Linien:

•     Die Kirchen sollten keine Zeit mehr damit vertun, sich voneinander abzugrenzen, sondern nach Wegen der Zusammenarbeit suchen und schnellstens alte Baustellen beseitigen.
•     Die Frauenfrage ist längst überfällig. Kein Beruf schließt heute in unseren Breiten mehr die Frau so kategorisch aus, wie unsere Kirche das noch tut. Natürlich gibt es schon hier und da in der Männerwelt Kirche die eine oder andere Frau mit verantwortungsvollem Posten. Dabei hat es aber keinen Sinn, eine Frau etwa zur Personalchefin zu machen, wenn sie selber nicht die Möglichkeit hatte, den priesterlichen Dienst in der Praxis kennenzulernen.
•     Unsere Sexualmoral bedarf einer gründlichen Revision. Dazu gehört die Aufhebung jeder Fremdbestimmung: das bedeutet Abschied vom Zwangszölibat, Anerkennung und seelsorgliche Begleitung der Zweitehe Geschiedener sowie die Beseitigung von Diskriminierung schwuler und lesbischer Menschen. (In letzterer Frage hat sich Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen neulich stark gemacht, neue Denkanstöße in die Diskussion zu bringen. Man wird abwarten, was dabei rauskommt. Hoffentlich nicht nichts!). Sexuelle Fremdbestimmung ist nicht weit entfernt von sexueller Gewalt.

Wenn es den Bischöfen in naher Zukunft Ernst ist mit Reformen, dann wird es in naher Zukunft in der Kirche interessant.

Amen.

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