Themen - Verkündigung

Verkündigung

  • Die Botschaft hör ich wohl - doch mir fehlt der Mut, sie umzusetzen
  • Die Verkündigung liegt im Argen

  • Die Botschaft hör ich wohl - doch mir fehlt der Mut, sie umzusetzen Peter Josef Dickers

    Ein Bote macht sich auf den Weg. Der Kaiser, der im Sterben liegt, hat ihm eine wichtige Botschaft ins Ohr geflüstert und ihn dringend gebeten, sie zu übermitteln. Sie soll an den fernsten Untertan gehen, an jemanden, der bildlich gesehen vor der Sonne des Kaisers in den Schatten geflohen ist.

    Aber die Botschaft kommt nicht auf den Weg. Der Palast des Kaisers hält den Boten gefangen. Die riesigen Räume und Höfe, dazu die unübersehbare Menschenmenge hindern ihn daran fort zu kommen. Der Bote versucht alles Mögliche. Er will sich einen Weg bahnen. Mit Armen und Beinen stemmt er sich gegen die Hindernisse. Aber es nützt ihm nichts. Er dringt mit der Botschaft des sterbenden Kaisers nicht durch.

    Der Schriftsteller Franz Kafka beschreibt diesen Vorgang in seiner Parabel "Die kaiserliche Botschaft". Eine Parabel schildert eine Begebenheit, die in Form eines Gleichnisses auf bestimmte menschliche Verhaltensweisen oder Erfahrungen hinweisen soll. Daher ist also zu fragen: Wer ist gemeint mit dem sterbenden Kaiser, der alles versucht, jemandem in der Ferne Kunde von sich zu geben? Es fällt nicht schwer, Gott in der Gestalt des ohnmächtig gewordenen und im Sterben liegenden Kaisers zu erkennen. Für viele Menschen ist er längst tot. Sie sind ihm davon gelaufen. Sie leben dort, wo kein Kaiser, kein Gott mehr hin kommt, wo Gott kein Thema mehr ist.

    Trotzdem haben Menschen Sehnsucht nach einem Gott. Sie fragen nach dem Sinn ihres Lebens. Sie möchten wissen, wofür sie leben. Manche halten Ausschau nach einem Stück Hoffnung - auch nach einer Hoffnung, die über ihren Tod hinaus gilt. Aber die Botschaft des Kaisers, die Botschaft von Gott kommt nicht bei ihnen an. Warum nicht? Sein Bote dringt nicht zu ihnen durch. Er versucht zwar alles Mögliche, aber Tausende Hindernisse versperren ihm den Weg. Sie werden sogar immer größer und wachsen ins Unermessliche. Liegt es daran, dass er die Botschaft eines Toten verkünden muss?

    Nein, sagt Kafka. Es liegt nicht am Kaiser, es liegt nicht an der Botschaft. Es sind nicht die Menschen, die sich dem Boten in den Weg stellen. Auch nicht die vielen Räume und Paläste, die er durchqueren muss, sind Grund dafür, dass der Bote nicht ankommt.

    Grund für den Misserfolg der Botschaft ist der Bote. Sein Gefühl der Aussichtslosigkeit, der Ohnmacht, der Angst raubt ihm die Kraft und nimmt ihm den Mut. Die Botschaft des Kaisers, die Botschaft von Gott würde ankommen, wenn der Bote weniger Angst hätte. Aber in seinem Kopf haben sich Zweifel und Angst fest gesetzt: Kann ich das überhaupt schaffen? Werde ich der Verantwortung gerecht, die mir aufgetragen wurde? Finde ich die richtige Sprache, damit die Menschen meine Botschaft, die Botschaft meines Kaisers verstehen? Kann ich das überhaupt schaffen, weil ich doch auch nur ein Mensch bin?

    Die Botschaft hab ich wohl - doch mir fehlt der Mut, manchmal auch die Lust, sie umzusetzen. Ich sehe Probleme. Ich fühle mich überfordert. Ich halte mich nicht für zuständig. Ich würde etwas tun, wenn wir eine andere Regierung, eine andere Kirche, einen anderen Bischof hätten. Ich möchte schon, aber man lässt mich nicht. Ich gehe kein Risiko mehr ein.

    Wie kann man die Boten von der Botschaft überzeugen? Die Sehnsucht der Menschen nach Gott ist nicht erloschen. Sie warten nur auf den richtigen Boten.

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    Die Verkündigung liegt im Argen Wilhelm Weber

    Liebe Leserin, lieber Leser!

    Wer sonntags eine katholische Messfeier besucht, erlebt nicht selten folgendes: der zelebrierende Priester eröffnet den Gottesdienst und liest schon die einleitenden Worte von einem bedruckten Zettel ab. Verständlich, dass der Pfarrer die Gemeinde nicht anschaut, will er sich doch peinlich genau an das halten, was ein Anderer für ihn bzw. für Pfarrer Jedermann vorformuliert hat. Die Wirkung auf den Kirchenbesucher: Pfarrer X bedient sich wieder einmal einer Vorlage, die aus einem Verlag oder aus dem Internet bezogen wurde. Es ist nicht das persönliche Zeugnis des zelebrierenden Priesters, was da vorgetragen wird, sondern es sind die Worte irgendjemandes, den keiner kennt, den keiner sieht, der nicht interessiert. Die gesprochenen Worte identifizieren den Gottesdienst haltenden Priester nicht. Für diesen Vorgang brauchte man eigentlich keinen geweihten und ordinierten Priester, nicht mal einen (Theologie-) Studierten, höchstens eine deutlich vortragende Stimme. Auch die zum Sonntag passenden Lieder aus dem Gotteslob (woraus sonst?) sind in vielen Vorlagen längst für alle Zeiten festgelegt. Was gibt es doch Arbeitserleichterungen!

    Und so geht es weiter durch die ganze Messe: einleitende Worte zu den Lesungen, Fürbitten u.s.w. Das Schlimmste: auch die Predigt ist von dieser Art: vorgedacht, vorformuliert, nicht selten von Kirchenoberen abgesegnet und damit risikolos. Ich habe erlebt, dass der Pfarrer beim Vortrag (=Vorlesen) der Predigt plötzlich stockte, weil er das, was er da gerade vorlas, eigentlich gar nicht sagen wollte. Offenbar hatte er die Vorlage vor der Messe nicht einmal durchgelesen. Persönliches Glaubenszeugnis? Mitnichten! Der Zuhörer merkt das; wenn nicht beim ersten Mal, dann später und fühlt sich verarscht. Die Verkündigung liegt im Argen.

    Wie freuen sich Priester, wenn es ein Hirtenwort des (Erz-) Bischofs zu verlesen gilt. Keine Predigt beschaffen müssen! Bischofswort ist immer Gotteswort. Da ist eigenes kritisches Denken ohnehin nicht angebracht. So beweist man Kirchentreue.

    Mitbrüder im Amt mögen das als Vorwurf betrachten. Das soll es aber nicht sein. Denn die sind oft mehr als fleißig und retten sich so nur bei dem Übermaß an Arbeit über die Runden. Ich verstehe das. (Es gibt allerdings auch hier und da faule Säcke.) Aber merken die über Gebühr Strapazierten nicht, dass sie verheizt werden? Und was tun die dagegen? Wenn die so weiter machen, laufen ihnen die Gemeinden weg. Und die Priester meinen, sie hätten ihr Bestes getan. Oder?

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